Florale Herbstimpressionen

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Nun sind die Tage wieder kürzer und dunkler. Besonders der November macht es uns mit seiner Tristesse oft schwer. Ungern verlässt man die gemütliche Wärme für das kalte Grau. Doch auch diese Jahreszeit hat ihren ganz eigenen Reiz. Ein in Nebel gehüllter Garten, glitzernde Wassertropfen in den Blütenständen der Gräser, aber auch immer noch leuchtend warme Herbsttöne verleihen dem Garten zu dieser Zeit eine ganz besondere märchenhafte Atmosphäre. Es gilt noch ein letztes Mal, Farben und Düfte zu sammeln für den bevorstehenden Winter. Für mich ist das die große Zeit der Samenstände und Gräser. Denn mit ihnen lassen sich jetzt ganz besondere Blumensträuße und Kränze kreieren. Ihr Reiz liegt im Vergänglichen und den herbstlich ruhigen, warmen Farbtönen. Bewusst wähle ich zu dieser Zeit abgeblühte Samenstände, Gräser und die letzten herbstlichen Blüten. Die Natur auf sich wirken lassen lautet das Mantra. Lassen wir doch ruhig das Wilde in unser Heim, so können wir dieser magischen Jahreszeit ganz neue Perspektiven entlocken.

Gerne breche ich jetzt die Regeln der Spiralbindetechnik und stecke die Sträuße lieber. Die lockere, filigrane Ausstrahlung der Gräser kommt so stärker zur Geltung und es lassen sich luftig-leichte asymmetrische Arrangements kreieren. Meine Lieblingsgräser für herbstliche Sträuße: das Pampasgras (Cortaderia selloana) 'Sunningdale Silver' mit wunderschönen hellen Blütenständen, die dunklen Blüten des Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides) 'Moudry' und die rötlich braunen filigranen Blüten der Rutenhirse (Panicum virgatum) 'Squaw Select'. Kombiniert wird mit farbigem Herbstlaub aus dem Garten, wie etwa den gefiederten, nun schön gelblich gefärbten Blättern des Wald-Geißbarts (Aruncus dioicus) und den rötlich verwelkenden Blättern des gewöhnlichen Wurmfarnes (Dryopteris filix-mas). Hinzu kommen die pomponartigen Blütenstände der Schneeball-Hortensie (Hydrangea arborescens) 'Grandiflora' und die zartrosa Rispen der Rispenhortensie (Hydrangea paniculata) 'Phantom', sie bilden ein wunderschönes Grundgerüst für herbstliche Blumensträuße.

Durch den Klimawandel sind die Temperaturen auch im November meist noch mild, so verlängert sich die Blütezeit der Herbst-Chrysanthemen, die bis zum ersten richtigen Frost wacker weiterblühen. Besonders haben es mir die kleinblütigen Sorten angetan. Meine Lieblingskombination ist die zartrosa Sorte 'Julia' mit den bronzefarbenen Blüten der Sorte 'Herbstbrokat' und den rotbraunen Blüten von 'Rehauge'. Doch auch großblütige Sorten wie 'White Bouquet' oder 'Nebelrose' verwende ich gern. Für märchenhaften, geradezu barocken Flair sorgen die letzten Rosenblüten. Eine besondere Schönheit zu dieser Jahreszeit ist die Kletterrose 'New Dawn', die selbst jetzt im dunklen November noch mit ihren wie aus Porzellan modellierten zarten Blüten erfreut. Subtile Akzente können mit den rosaroten Blüten des Kerzenknöterichs (Polygonum amplexicaule) 'Fine Pink' gesetzt werden.

Auch die Haustür lässt sich mit zur Jahreszeit passenden, lockeren, naturhaft-wilden Kränzen stimmungsvoll dekorieren. Als Grundgerüst können leicht ineinander gedrehte Weidenzweige verwendet werden. Mit den weißwolligen Blütenständen der gelben Waldrebe (Clematis akebioides) umwickelt, ist schnell eine einfache, natürliche Basis gezaubert. Sehr schön passen dazu die silbergrauen Blüten des Pampasgrases, die aparten rotbraunen Blütenähren des Plattährengrases (Chasmanthium latifolium), welkendes Farnlaub, die Blütenstände der Schneeball-Hortensie (Hydrangea arborescens) 'Grandiflora' und die zartrosa Rispen der Rispenhortensie (Hydrangea paniculata) 'Phantom'.

Auch im Spätherbst kann man sich also durchaus vom eigenen Garten inspirieren lassen! Mir macht es sogar ganz besonders Freude, die letzten Farben und flauschigen Blütenstände ins Heim zu bringen und so den Herbst noch etwas zu verlängern, bevor es endgültig Winter wird.

 


Text und Fotos: Sina Schneider