Der Teufelsabbiss

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So ein gruseliger Name für eine so durch und durch liebe, positive Pflanze! Der deutsche wie der wissenschaftliche Name (Succisa pratensis) beziehen sich wohl auf den gestutzten Wurzelstock, der wie von unten abgebissen aussieht. Oben herum sehen wir jedoch nichts Infernalisches, sondern, im Gegenteil, frisches hoffnungsgrünes Laub – und darüber himmelblaue, kugelrunde Blütenköpfchen. Ein Korbblütler? Nein, bei näherem Hinsehen ein Kardengewächs, also ein Verwandter der Skabiosen und Witwenblumen. 

Im Alten Botanischen Garten der Universität Göttingen haben wir die kleinen »Teufel« an mehreren Stellen – und zwar gleich quadratmeterweise. Denn wie die Skabiosen ist auch der Teufelsabbiss eine der absoluten »Non-Plus-Ultra-Pflanzen« für Bestäuber. Hummeln und verschiedenste andere Wildbienen lieben ihn ebenso wie die Tagfalter, und wenn wir den Studierenden die größte Schwebfliege Mitteleuropas, die Hummelschwebfliege Volucella zonaria zeigen wollen: Am Teufelsabbiss stellt sie sich mit großer Regelmäßigkeit ein.

Während wir für Skabiosen und Witwenblumen die sonnigsten, magersten Stellen aussuchen müssen, wächst der Teufelsabbiss in der Natur in montanen Feuchtwiesen und an Grabenrändern und ist im Insektengarten daher quasi die Skabiose für den frischen, humosen, auch absonnigen Standort, wo er sich dann auch moderat ausbreitet und versamt.

Der Fürst der Finsternis mag von unten an Wurzelstöcken nagen (oder sind es doch meist die Wühlmäuse?) – wo aber reichlich Sonnenschein unseren Garten bestrahlt, sollten wir allein um der Insekten willen Skabiosen pflanzen, oder eben ihren »halbschattigen Bruder«, den Teufelsabbiss

 

Michael Schwerdtfeger
Vollblutbiologe Dr. Michael Schwerdtfeger, geboren 1964 im plattdeutschen Flachland zwischen Weser und Lüneburger Heide, träumte er von Sielmann und Grzimek, von Abenteuern mit Pflanzen und Tieren in fremden Ländern.
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Text und Fotos: Michael Schwerdtfeger