Katzenminze

Die Gattung Nepeta wurde für das Jahr 2010 vom Bund deutscher Staudengärtner (BdS) zur »Staude des Jahres« gekürt. Damit wird wieder einmal eine äußerst interessante und vielgestaltige Gattung gewürdigt, die mit einer Fülle an Arten und Sorten einiges zu bieten hat.

Katzenminzen sind Gartenschätze auf den zweiten Blick. In den Vordergrund drängen sie sich nie. Aber als blauviolette Wolke zu Füßen von Rosen oder als sanfter Gegenpol zu orangefarbenen Fackellilien zeigen sie Stärke. Schon vor der Blüte strahlen die silbergrauen oder frischgrünen Büsche Ruhe aus. Strecken sie ab April ihre zierlichen Blütenstände in die Höhe, entsteht bis in den Juli hinein duftige Leichtigkeit. Denn auf den Blütenständen reihen sich zahlreiche mit Lippenblüten bestückte Scheinquirle, in einer sanften Farbpalette von Violett-, Blau-, Rosa- und Weißtönen. Rechtzeitig zurück geschnitten dauert der Flor oft bis weit in den Herbst.

Perfekte Partner zu den großteils kleinblättrigen und oft filigran wirkenden Katzenminzen sind üppig blühende Prachtstauden mit straffen, hohen Blütenständen; schöne Kontraste setzen Blattschwerter und großlaubige Pflanzen. Auch Rosen kommen als Beetnachbarn in Frage. Ohne Katzenminzen wäre der Glanz der Prächtigen wirklich nur halb so schön! Aber auch im Natur- und Heilgarten sowie für Balkonpflanzungen (in Kästen und Kübeln) hat die vielgestaltige Gattung Katzenminze etwas zu bieten. Die Lippenblüten dienen außerdem als Bienenweide und sind somit stets gut besucht und »umsummt«. Mit Nepeta wird es einfach nicht langweilig – zumal sogar das Raritätenkabinett aus dieser Gattung bedient wird.

Heimische Heilpflanze

Nepeta cataria

Viele Nepeta-Arten stammen aus dem Mittelmeerraum, einige aber auch aus dem Vorderen Orient sowie aus Ostasien. Hierzulande waren es – wie so oft – die Römer, die uns mit den Katzenminzen und ihrer Heilwirkung bekannt machten, so dass die bei uns heimische Nepeta cataria in vielen Kloster- und später auch Bauerngärten einen Stammplatz bekam. Mittelalterliche Pflanzenkenner wie Hildegard von Bingen, Leonhard Fuchs und Walafried Strabo setzten ihr in ihren Schriften ein Denkmal.

Besonders geschätzt wurde Nepeta cataria bei Blähungen und Magenbeschwerden. Sie linderte Infekte, diente zur Wundreinigung sowie als Harn und Schweiß treibendes Mittel. Heute wird die Echte Katzenminze vor allem als beruhigende und Schlaf fördernde Heilpflanze eingesetzt. Wer Nepeta cataria in den Garten pflanzt, kann es selbst ausprobieren (siehe auch unser Heilpflanzen-Katalog). Ein besonders erfrischendes Tee-Aroma bietet die Unterart Nepeta cataria ssp. citriodora. In optischer Hinsicht gibt sich Nepeta cataria mit ihren weißen Blüten eher unscheinbar. Im Ziergarten kommen deshalb meist andere Arten und Sorten zum Einsatz.

Niedrige graulaubige Sorten

Die bekanntesten Katzenminzen sind trockenheitsverträgliche Stauden, die ihre beste Entwicklung an sonnig-warmen Standorten auf durchlässigen Untergründen zeigen. Die niedrigen Formen warten mit 20 bis 30 cm Höhe auf, wachsen dabei mehr in die Breite als in die Höhe und entwickeln sich zu üppigen Polstern. Beete sauber einfassen, zurückhaltende Blütenkränze um Statuensockel oder Brunnenschalen legen, das sind ihre Stärken. Sie nesteln ihre Triebe aber auch zwischen anderen Pflanzen hindurch. So kommt selbst in Irispflanzungen noch Blütenfülle, wenn deren »Hoch-Zeit« lange vorbei ist.

Für derartige Situationen bietet sich ganz besonders die formenreiche Art Nepeta racemosa an. Als überragende Sorte präsentiert sich dabei 'Superba'. Sie soll bereits 1804 entstanden sein und gilt bis heute als eine der schönsten und robustesten unter den Kleinen. Von Ende April bis Anfang Juli erfreut ihr lilablaues Polster aus reich blühenden Ähren. Wird rechtzeitig zurück geschnitten, blüht sie bis in den Herbst hinein. Die Sorte 'Grog' ähnelt ihr. Aus der Nähe betrachtet zeigt sie jedoch ein spannendes Farbspiel zwischen lilablauen Blüten und roten Blütenkelchen. Dazu überrascht das frische Zitronenaroma, das der Pflanze entströmt. Es riecht ganz anders als die charakteristisch minzigen Gerüche anderer Katzenminzen. Nur die Sorte 'Odeur Citron' entlässt bei Berührung noch reineren Zitronenduft. Als farbliches Gegenstück zu 'Superba' gilt die Sorte 'Snowflake', eine von wenigen weiß blühenden (niedrigen) Katzenminzen.

Aufrechte graulaubige Sorten

Deutlich mehr Höhe in unsere Gärten bringen Vertreter der Nepeta-Faassenii-Gruppe sowie Nepeta grandiflora.

Die Sorten des Nepeta-Faassenii-Konglomerats stammen von Nepeta nepetella, Nepeta racemosa und weiteren nicht mehr nachvollziehbaren Elternteilen ab und unterscheiden sich gegenüber der an den zahlreichen Kreuzungen beteiligen Nepeta racemosa durch eine filigranere Belaubung, eine etwas spätere Blütezeit, in der Regel ein größeres Höhenwachstum und einen lockereren Aufbau.

Besonders bekannt und bewährt ist die Sorte 'Walkers Low'. Als Traum in dunklem Violett lässt sie sich gut mit Gelb und Orange kombinieren, das beispielsweise farbkräftige Potentilla x cultorum oder Fackellilien liefern können. Die stattliche und großblütige 'Six Hills Giant', die unermüdlich neue violettblaue Blütenrispen nachschiebt, steht ihr an Wirkung nicht nach. Wunderbar fügt sie sich zu rosa Rosen oder purpurfarbenen Storchschnäbeln. Etwas zurückhaltender und niedriger präsentiert sich die Sorte 'Gletschereis' mit ihrem zarten Silberblau, das am besten in eine pastellfarbene Pflanzung passt. Ihr filigranes Laub verbindet sich aber auch wunderbar mit anderen Graulaubigen wie Woll-Ziest (Stachys byzantina) oder Zwerg-Silberraute (Artemisia schmidtiana 'Nana'). Wüchsig, standfest und sehr vital wachsen diese Katzenminzen in Horsten mit bis zu 60 cm Höhe.

Parallel zur Nepeta-Faassenii-Gruppe präsentiert sich eine zweite Gruppe höherer, graulaubiger Katzenminzen als überaus wertvoll und robust in der Gartenverwendung. In ihren Verwandtschaftsverhältnissen ist sie weniger verworren und stammt von der in Osteuropa bzw. im Kaukasus heimischen Nepeta grandiflora, der Großblütigen Katzenminze, ab. Der Name täuscht ein wenig, denn so richtig groß sind auch ihre Blüten nicht. Aber das Auge nimmt die Einzelblüten doch deutlicher wahr, zumal wenn sie auf bis zu 120 cm hohen Blütenständen präsentiert werden. Passende Nachbarn sind öfter blühende Strauchrosen oder hohe Gräser. Zu beachten ist, dass sie etwas durchsetzungsfreudiger als die Vertreter der Faassenii-Gruppe sind und deshalb am besten mit ähnlich starken Arten vergemeinschaftet werden sollten.

Die blauviolette 'Pool Bank' und 'Wild Cat' zählen zu den stattlichen Nepeta grandiflora-Sorten. Deutlich kompakter wächst die blauviolette 'Blue Danube', bei der sich roter Kelch und blaue Blüte reizvoll ergänzen. Farblich aus der Reihe tanzt 'Dawn to Dusk', aus deren purpurfarbenen Kelchen zart lilarosa Blüten entspringen.

Grünlaubige Sorten

Während die trockenheitsverträglichen Katzenminzen zum gängigen Repertoire von Gartengestaltern zählen, fristen die Feuchtigkeit liebenden und grünlaubigen Spielformen eher ein Schattendasein. Unabdinglich für gutes Gedeihen ist die richtige Standortwahl. Grundsätzlich werden sonnige bis absonnige, tendenziell nährstoffreiche, kühlere, frisch bis feuchte, aber nicht nasse Standorte bevorzugt.

Mit relativ großen Blüten betört die aus Japan stammende Nepeta subsessilis. Sie ist erstaunlich schattenverträglich und kann somit zu den klar strukturierten Horsten von Hosta gesellt werden, genauso schön aber auch zu den großen Blättern von Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) und Storchschnäbeln (Geranium), sowie zu Taubnesseln (Lamium) oder Wald-Phlox (Phlox divaricata). Ebenfalls recht großblütig kommt Nepeta sibirica daher. Und »stark« ist sie – auf humusreichen Böden breitet sie sich nämlich über kräftige Ausläufer aus. Als Nachbarn braucht sie demnach wüchsige Partner. Zahmer und verträglicher als die reine Art erweist sich die Sorte 'Souvenir d’André Chaudron', die einen herrlichen Partner zu Rosen oder Hemerocallis abgibt.

Nepeta kubanica und Nepeta prattii sind unsere heimlichen Lieblinge – beeindruckend, reichblühend und großblütig können sie schöne Akzente im Staudenbeet setzen. Dreimasterblumen (Tradescantia andersoniana), Dolden-Glockenblumen (Campanula lactiflora), die Elfenraute (Artemisia lactifora) und sogar die Große Sterndolde (Astrantia major) geben ihnen gutes Geleit.

Sichtungs-Ergebnisse

Der Arbeitskreis Staudensichtung stellte sich von 2004 bis 2008 die Aufgabe, die Fülle der Katzenminzen auf ihren Gartenwert zu prüfen. Wichtige Prüfkriterien waren der Gesamteindruck, die Vitalität, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen, die Standfestigkeit, das Überwinterungsverhalten, die Reichblütigkeit, die Blütenschmuckwirkung, das Remontieren nach Rückschnitt und die Blattschmuckwirkung.

Hervorragende oder sehr gute Bewertungen erhielten u. a. folgende Sorten (reine Arten wurden aufgrund ihrer Variabilität nicht bewertet):

Praktische Tipps – für gesunde und schöne Katzenminzen

Der richtige Standort

Als Faustregel kann folgendes gelten: Alle graulaubigen Katzenminzen brauchen volle Sonne und warme, durchlässige Böden. Sie sind an karge, steinige Erde gewöhnt, vertragen Trockenheit sehr gut und wollen nicht überdüngt werden. Grünlaubige Katzenminzen bevorzugen hingegen nährstoffreiche, frische bis feuchte, aber nie nasse Standorte. Sie mögen sonnige bis absonnige Plätze, an wirklich heißen Standorten (beispielsweise vor einer sonnigen Südwand) sind sie jedoch überfordert.

Pflegemaßnahmen

Am richtigen Standort sind Katzenminzen sehr gesund und pflegeleicht. Außer einem Rückschnitt nach der Blüte brauchen sie keine weitere Pflege. Sie kennen quasi keine Krankheiten und kaum Schädlinge. Lediglich die jungen Triebe von Nepeta subsessilis sind manchmal von Schnecken bedroht. Ist der erste Flor vorüber, sollten alle Katzenminzen bodennah zurückgeschnitten werden. Alsbald treiben die Pflanzen wieder durch und präsentieren sich in frischem Laub, zu dem sich bald wieder Blüten gesellen – viele Sorten blühen dann sogar bis in den Herbst hinein. Der radikale Rückschnitt verhindert gleichzeitig die Selbstaussaat, durch die Katzenminzen durchaus etwas lästig werden können. Eine Ausnahme stellt die Faassenii-Gruppe dar, deren Sorten weitgehend steril sind.

Gefahr durch Katzen?!

Viele Katzen "berauschen" sich gerne an Katzenminzen. Sie versuchen sich mit den ätherischen Ölen zu parfümieren, wälzen sich darin und knabbern an den Trieben. Dies ist des einen Gärtners Lust, des anderen Frust. Katzenminzen werden tatsächlich desöfteren ganz gezielt von Katzenliebhabern angepflanzt, um ihren Zöglingen ein besonderes Vergnügen zu bereiten. Junge Pflanzen können damit aber überfordert sein, so dass die Samtpfoten ein Bild der Verwüstung im Nepeta-Beet hinterlassen. Notfalls kann hier ein Drahtgeflecht oder ein über die Pflanzen gestülpter Drahtkorb Abhilfe schaffen. Gut zu wissen ist auch, dass Nepeta-Sorten mit zitronigem Aroma anscheinend eher abschrecken als anziehen! Eine gezielte Sortenauswahl kann also durchaus mit einem stressfreien und konfliktarmen Katzenminzen-Vergnügen belohnen.

Teilweise entnommen aus: Faltblatt zu Staude des Jahres 2010, BdS