Wie halten Sie’s mit Gelb im Garten?

Text: Daniel Pfeiffer
Fotos: Staudengärtnerei Gaißmayer

Wir nähern uns der dunklen Jahreszeit. Gerade deshalb habe ich mir als Einstiegsthema ins Gartenmagazin ein lichtes, helles Thema ausgesucht – auch wenn Großmeister Piet Oudolf meint: »Braun ist auch eine Farbe«. Bekanntlich ist dem international gefragten Gestalter der Winteraspekt von Staudenpflanzungen mit möglichst vielen eindrucksvollen Silhouetten und Strukturen sehr wichtig. Unrecht hat er natürlich nicht, aber ich finde, das winterliche Braun wird uns noch lange genug begleiten. Lieber möchte ich ein wenig über die heitere, bei Gartenfreunden aber regelmäßig Kontroversen auslösende Farbe Gelb nachdenken.

»Gelb? Auf keinen Fall, aufdringlich, viel zu laut, nicht in meinem Garten!« versus »Ich liebe Gelb, es bringt Vitalität, Licht und tolle Akzente in meine Beete!« So etwa die typischen Extrempositionen – wobei ich letztere in den vergangenen Jahren beim Austausch mit Kunden in unserer Gärtnerei immer seltener höre.

Warum eigentlich? Zumal Gelb nicht gleich Gelb ist, es verfügt – wie andere Farben auch – über eine erstaunliche Palette von Nuancen. Wie wäre es mit einem Blütenmeer in zartestem Mondgelb, wie es uns die genügsame Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca) über Monate schenkt? Oder mit feinen Akzenten, wie sie Fenchel- und Dillblüten (Foeniculum vulgare und Anethum graveolens) liefern? Einfach herrlich sind die perfekt geformten grüngelben Dolden des spektakulären Riesenhaarstrangs (Peucedanum verticillare). Und will im Herbst wirklich jemand auf die kräftigen Gelbtöne der üppigen Sonnenbräute (Helenium), Sonnenhüte (Rudbeckia) und Staudensonnenblumen (Helianthus) im Verbund mit dem leuchtenden Gelb vieler Gräser verzichten?

Auch wer zarte Farbklänge in Blau-, Purpur-, Violett- und Zartrosa-Nuancen liebt, sollte das Gelb daraus nicht gänzlich verbannen! Es lässt sich mit behutsam eingestreuten gelben Spitzlichtern reizvolle Spannung in manchmal eben auch ermüdende harmonisch-homogene Farbklänge bringen. So können wunderschöne Effekte entstehen – tupfen Sie doch mal einige Trollblumen (Trollius) in Pflanzungen, sie sind einfach zauberhaft. Oder setzen Sie mit ein paar leuchtenden Nelkenwurzen (Geum) oder Fingerkräutern (Potentilla) Akzente.

Natürlich kann ich alle verstehen, die offensichtlich unausrottbare Kombinationen mit der grellgelben, übrigens ökologisch wertlosen Forsythie und den zeitgleich blühenden zartrosa Zierkirschen nicht mögen. Letztlich sieht man daran aber nur: Wer Gelb im Garten verwenden will, braucht ein wenig Fingerspitzengefühl. Bis zur gelben Königsdisziplin – einer reingelben Pflanzung mit verschiedensten Arten, Farbnuancen und Blütenformen, natürlich im Verbund mit Gräsern, muss man sich ja nicht gleich vorarbeiten.

Für mich bedeutet Gelb Heiterkeit und Lebenslust – wenn ich mit meinen Kindern Blüten sammle, greifen wir immer zuerst nach hellen, fröhlichen Farben. Auch im Garten mag ich Gelb nicht missen – gerade jetzt, wo bei uns die neblig-trübe Zeit begonnen hat!


Text: Daniel Pfeiffer
Fotos: Staudengärtnerei Gaißmayer