Traurig sein dürfen & kreativ Abschied nehmen

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Noch vor ein, zwei Jahren gab es für mich nichts Schöneres, als das glückliche Lächeln einer Braut zu sehen, wenn ich ihr den bestellten Brautstrauß überreichte. 

Mittlerweile haben sich meine Sichtweise und mein Gefühl geändert, möglicherweise ausgelöst durch einige emotionale Sterbefälle im Freundeskreis. Seit einiger Zeit jedenfalls ist es für mich eine größere Freude, trauernde Kunden in tiefer Anteilnahme zu begleiten und einen individuellen, zum Menschen passenden Abschiedsschmuck zu gestalten. Mir ist bewusst geworden, dass mich das Thema Trauerfloristik deutlich mehr bewegt und etwas ganz Besonderes für mich bedeutet.

Das liegt sicher auch an der Wertschätzung und dem stillen, aber tief empfundenen Dank meiner Kunden, den ich häufig erlebe. Es ist tröstend, den letzten Weg eines Menschen mit einer persönlichen, der Situation und den Hinterbliebenen angemessenen floristischen Gestaltung begleiten zu können. Damit das bestmöglich gelingt, ermutige ich zum Erzählen, Wünsche äußern und dazu, dem eigenen Gefühl zu vertrauen, wie man sich die floristische Abschiedsgestaltung vorstellen könnte. Es geht ums Zuhören und Spüren, darum, das Erfahrene aufzunehmen und dann kreativ umzusetzen. Daraus ergibt sich eine immer wieder neue individuelle Inspiration, ein Weg also, der den trauernden Menschen einbezieht.

Mit diesem Ansatz wollen wir in der Kreativwerkstatt »urwüchsig« in der Trauerfloristik neue Wege gehen. Uns ist es wichtig, die Hinterbliebenen ein kleines Stück, bis zur Beisetzung oder Trauerfeier, zu begleiten. Mit unseren »urwüchsigen« Blumen, attraktiven Samenständen und Naturmaterialien lassen sich also nicht nur immer neue stimmungsvolle Bilder komponieren, wir versuchen vielmehr, durch Einbeziehung vieler kleiner Details und letzter Spuren des Lebenskreislaufs, unsere floristischen Kreationen und den Urnen- bzw. Sargschmuck mit Erinnerungen zu verweben. Wir hoffen, dadurch ein wenig bei der Trauerverarbeitung helfen zu können. Auch Blumen sind, wie alles Irdische, vergänglich, und so schließt sich ein ganz natürlicher Kreis.

Dabei liegt mir nachhaltige und natürliche Trauerfloristik sehr am Herzen. Wir verwenden für alles, was auf dem Friedhof bleibt, ausschließlich biologisch abbaubare Werkstoffe, Slowflowers und Naturmaterialien, beispielsweise Weide, Klebwachs und Sisalschnur als Grundmaterialien für einen Urnenkranz, der unter die Erde kommt.

Und auch die Blumenauswahl darf bei unseren Gestaltungen dezent, zurückgenommen und natürlich sein. Gern benutze ich dazu stachelige Rosen und Brombeerzweige, verblühte Dolden und Samenstände, bemooste, alte Äste oder auch mal ein leeres Schneckenhaus. Denn auch Vergänglichkeit Symbolisierendes gehört zum Leben, und, ob wir es wollen oder nicht, der Tod ist Teil jedes Lebenswegs.

Nicht zuletzt eine Kooperation mit den großartigen Papierurnen von urnfold, die eigenes Gestalten, Beschriften und Verzieren möglich machen, hat mich in dem Entschluss bestärkt, mich in der nächsten Zeit ganz auf Trauerfloristik zu spezialisieren – weit weg von laut, ganz leise und bewusst.

Denn auch diese, scheinbar nicht so strahlende Dinge, gehören zum Leben und zum Tod mit dazu...


Text und Fotos: Caroline Wolf