Majestäten mit vielseitigen Qualitäten

Hohe Fetthennen werden vor allem als anspruchslose, ornamentale, im Spätsommer blühende Rabatten- und auch Schnittstauden geschätzt, die bestens auch noch auf sehr trockenen und heißen Standorten zurechtkommen. Dort setzen sie sich als »Einzelgänger« oder auch in der Gruppe gepflanzt gleichermaßen wirkungsvoll in Szene und überzeugen als »Ganzjahrespflanzen«: Sie haben vom Austrieb, über die strukturierende Ordnung des Laubes, die dekorativen Knospen und Blüten bis zum Samenstand, dem der Winter gerne ein Schneemützchen aufsetzt, quasi jederzeit etwas zu bieten. Ganz unkompliziert lassen sie sich auch als Kübelpflanzen halten, die über Jahre hinweg pflegeleichte Hingucker auf Balkon oder Terrasse bescheren. Geliebt und viel besucht sind sie außerdem von Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlingen.

Arten- und Sortenvielfalt

Die bekanntesten hohen Sedum-Arten sind zweifelsohne Sedum spectabile und Sedum telephium. Beheimatet sind beide in ganz unterschiedlichen Gegenden. Während Sedum telephium hierzulande heimisch und von Europa bis Sibirien auf Böschungen, Waldrändern und felsigen Standorten verbreitet ist, stammt Sedum spectabile aus Ostasien. Ende des 19. Jh. wurde die »Prächtige Fetthenne« nach Frankreich eingeführt und verbreitete sich von dort aus in Europa. In Folge dessen entstanden zahlreiche Sorten und Hybriden, die teilweise nur noch schwierig der einen oder anderen Art zuzuordnen sind und heute meist als »Sedum-Hybriden« bezeichnet unsere Gärten schmücken.

Im Wesentlichen unterscheiden sich die heute verfügbaren Sorten durch unterschiedliche Wuchshöhen sowie Blüte- und Blattfarben. Betrachtet man die in Trugdolden schirmförmig angeordneten, sternförmigen Blüten, so ist bemerkenswert, welch komplexe Farbveränderungen im Laufe der Gartensaison stattfinden: Schon die Knospen können auffällig gefärbt sein. Öffnen sich die Blüten, werden außer den Blütenblättern mittig die Karpelle sichtbar. Sie sind oft auffälliger und teils anders gefärbt als die Blütenblätter und bestimmen nach dem Abfallen der Blütenblätter weiterhin den Charakter der Pflanze. Und so kommt es, dass manche Sedum-Sorten (z.B. 'Carl', 'Iceberg') eher einfarbig, wieder andere dagegen vielfarbig wirken und mit zahlreichen Farbschattierungen aufwarten (z.B. 'Abbey Dore').

Abgesehen von einigen Sorten mit panaschiertem Laub haben in den letzten Jahren Züchtungen mit rotbraunen bzw. fast schwarzen Blättern auf sich aufmerksam gemacht, so z. B. 'Purple Emperor' oder 'Karfunkelstein' (= 'Xenox'®). Gut zu wissen ist, dass diese spektakulären Sorten sich gegenüber bewährten Klassikern wie 'Herbstfreude' oder auch der neueren, aber sehr robusten 'Matrona', durchaus als etwas heikel erweisen können und einen wirklich trockenen und durchlässigen Boden benötigen, um gut und gesund zu gedeihen und schöne Färbungen auszuprägen.

Wenn auch weniger populär und bekannt als Sedum telephium, Sedum spectabile und ihre Kreuzungen, existieren doch einige weitere hohe Sedum-Arten, von denen hier stellvertretend Sedum erythrostyctum, Sedum populifolium mit seinen gezähnten Blättern und Sedum aizoon 'Euphorbioides Maximum', die Gold-Fetthenne, mit leuchtend gelben Blüten erwähnt seien.

Gestaltung und Verwendung

Besonders schön wirken hohe Fetthennen, wenn ihre flachen, horizontalen, wie Ruhepole wirkenden Blütenteller mit vertikalen Aspekten kombiniert werden, so dass sich spannende Kontraste ergeben. Als Ergänzung zum strukturierenden Wesen der Fetthennen empfehlen sich außerdem Pflanzen, die feine »Schleier-Effekte« zu bieten haben. Schöne Partner sind damit zum Beispiel Perowskien und Bartblumen, Fackellilien, Lavendel, Gräser, Schleierkraut und Katzenminzen. Desweiteren sind Zwiebelblüher im ersten Halbjahr eine herrliche Nachbarschaft und setzen tolle Akzente, solange die Fetthennen »nur« mit ihrem wohl geordneten Austrieb und Blattwerk zu überzeugen wissen.

Hohe Sedum sind übrigens sehr gute und lange haltbare Schnittblumen. Sie können gleichermaßen im knospigen Zustand wie auch blühend geschnitten werden.