Rutenhirsen (Panicum) –
wunderschön, vielgestaltig und klimawandeltauglich

Die attraktiven Sorten der Rutenhirsen (Panicum), 2020 zur Staude des Jahres gekürt, lassen wahrlich keine Wünsche offen! Nicht nur die Vielfalt an Höhen, Habitus, spektakulären Laubfärbungen und von Sorte zu Sorte höchst unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten ist beeindruckend. Auch die erstaunliche Anspruchslosigkeit dieser herrlichen Gräser sowie ihre Fähigkeit, mit Sommertrockenheit gut zurecht zu kommen, ist sehr zu loben. Aufgrund der mittleren Höhe vielseitig einsetzbar ist die besonders farbintensive 'Shenandoah' mit ihrer sehr früh einsetzenden leuchtend bordeauxroten Laubfärbung, filigranen Blüten und malerischem, leicht überhängendem Wuchs. Sie empfiehlt sich besonders für reizvolle Kombinationen im Staudenbeet. Im September lassen sich alle Panicum noch problemlos in die frühherbstlich warme Erde pflanzen. Später sollte es im Interesse eines guten Anwachsergebnisses aber möglichst nicht werden.

Panicum virgatum 'Heavy Metal'

Wertvoll, attraktiv und klimawandeltauglich

Botanisch der Familie der Süßgräser (Poaceae) zugeordnet, sind besonders die langlebigen, sehr attraktiven Sorten von Panicum virgatum von gärtnerischem Interesse. Ihr aufrechter, kompakter Wuchs, die filigranen, ab Juli erscheinenden reich verzweigten Blütenrispen, eine spektakuläre kupferfarbene, glühend rote oder leuchtend gelbe Herbstfärbung und ihre erfreuliche Eigenschaft, auch Sommertrockenheit klaglos zu ertragen, macht sie in Zeiten des Klimawandels zu wertvollen Zukunftspflanzen für unsere Gärten. In der Natur stellt Panicum seine Robustheit und erstaunliche Anpassungsfähigkeit von Südkanada bis Mexico unter Beweis. So erstaunt es nicht, dass Rutenhirsen genügsam und pflegeleicht sind. Düngen sollte man sie deshalb nach Möglichkeit nicht. Ein zu üppiges Nährstoffangebot ist sogar eher kontraproduktiv, denn es würde zu unerwünscht mastigem Wuchs und damit einer Verminderung der Standfestigkeit führen. Wucherer finden sich übrigens in dieser Gattung nicht, die Horste vergrößern sich nur ganz allmählich durch kurze Ausläufer und lassen sich leicht durch Teilung vermehren und verjüngen.

Vielgestaltig, strukturbildend und einfach wunderschön

Die Gattung Panicum ist ausgesprochen vielgestaltig – die Palette der Möglichkeiten reicht von gerade einmal 60-80 cm hoch werdenden Sorten wie der mit sehr gut bewerteten neuen Auslese 'Külsenmoor', deren schmalaufrechtes, graugrünes Laub schon ab dem Frühsommer dekorative rötlichviolette Spitzen schmücken, bis hin zu über zwei Meter hohen »Riesen« wie der spektakulären Solitärschönheit 'Cloud Nine' mit standfestem, ausladendem, trichterförmigem Wuchs und breitem, bläulich bereiftem Laub, das sich im Herbst leuchtend gelb färbt.

Den Sommer über tragen die meisten Sorten frischgrüne oder blaugrüne Blätter, einige färben sich allerdings schon früh attraktiv rotbraun oder herrlich bordeauxrot, wie die etwa einen Meter hohe malerische 'Shenandoah' mit ihrem leicht überhängenden Wuchs. Auch die älteren, wunderschöne Kupfer- und Brauntöne hervorbringenden Sorten 'Hänse Herms' und 'Rehbraun' sind nach wie vor eine empfehlenswerte Wahl. Sie eignen sich, wie die neuere 'Shenandoah', aufgrund ihrer moderaten Höhe von bis zu 120 cm auch sehr gut für kleinere Pflanzungen und Gärten.

Oldie but Goldie: Eine der ältesten Sorten ist die hohe, schon 1950 von Karl Foerster eingeführte 'Strictum'. Breitbuschig aufrecht wachsend, standfest und mit rotbraunen Blütenständen, im Herbst eindrucksvoll ockergelb färbend, ist sie immer noch eine der besten des Sortiments. Straff aufrecht wachsen einige neuere, ausgezeichnete nordamerikanische Züchtungen wie die architektonisch wirkende Spitzensorte 'Northwind', sie ist ein hervorragender, bis 180 cm hoch werdender Strukturbildner mit kräftig blaugrüner Blattfärbung. Zur ebenfalls intensiven Laubfärbung und festen Substanz kommen bei der breitblättrigen, ähnlich hoch werdenden 'Dallas Blues' auffallend große, violett getönte Blütenstände.

In guter Gesellschaft

Zugegeben, besonders die sehr hohen Rutenhirsen sind eindrucksvolle Solitäre, aber dennoch gilt für alle Sorten, dass die Schönheit ihrer spätsommerlichen und herbstlichen Laubfärbung am besten in Kombination mit Stauden zur Geltung kommt. Je nach Farbe und Wuchs bietet sich die Gesellschaft einer Fülle von Spätblühern an. Die Sorten der Purpur-Sonnenhüte (Echinacea) und gelben Sonnenhüte (Rudbeckia), hohe bis niedrige Blaurauten (Perovskia), stattliche Fetthennen (Sedum) wie die bewährten Sorten 'Matrona' und 'Herbstfreude', Trockenheit tolerierende Astern wie die schöne Herzblattaster 'Twilight', nordamerikanische Kandelaber-Ehrenpreise (Veronicastrum virginicum), viele Sorten der zauberhaften Wiesenknöpfe (Sanguisorba), die gut trockenheitsverträgliche hohe Katzenminze (Nepeta grandiflora) 'Pool Bank' und viele Stauden mehr sind kongeniale Partner.

Sehr schön lassen sich die spät austreibenden Rutenhirsen übrigens mit Zwiebelblühern vergesellschaften, die ihre große Zeit vor dem Austrieb der Gräser haben. Das nach der Blüte einziehende Laub wird dann vom frischen Grün der Gräser überdeckt und kann in Ruhe ausreifen, ohne das Gärtnerauge zu stören.

Pflanzung und Standort

Rutenhirsen gehören zu den sogenannten »Warm-Season-Gräsern«. Das sind Arten, die spät austreiben und ihren Höhepunkt im Spätsommer und Herbst haben. Ihre hervorragende Standfestigkeit sorgt auch im winterlichen Garten für stimmungsvolle Bilder. Ein Rückschnitt sollte deshalb erst im Spätwinter oder Vorfrühling vor dem Austrieb erfolgen.

Wir empfehlen für alle Panicum die Frühjahrspflanzung. Sie beginnen dann sofort mit der Wurzelbildung. Eine Herbstpflanzung ist zwar aufgrund guter Frosthärte möglich, aber durch das dann bereits abgeschlossene Wurzelwachstum bringt sie keinen Nutzen.

Alle Rutenhirsen lieben durchlässige, frische bis mäßig trockene, nicht zu nährstoffreiche vollsonnige Standorte. Sehr schwere, feuchte oder gar nasse Böden sind für sie nicht geeignet.