Am Anfang steht der Lebensraum

Die »Weihenstephaner Schule«, welche Stauden wie Gehölze nach ihrem natürlichen Wildstandort und ihren Standortansprüchen in 7 bis 9 Garten-Lebensbereiche zuordnet, hat sich vielerorts durchgesetzt. In ihrer differenzierteren, computertauglichen Ausführung, den Kennziffersystemen, ist sie heute auch in vielen Pflanzenkatalogen Standard. Dieses System ermöglicht die Vermeidung gröbster Fehler bei der Standortwahl und dadurch ein besseres Gedeihen der Pflanzen zu erzielen.

Die größte Fülle von Farnen finden wir in den niederschlagsreichen Regionen der Erde, während die trockenen Gebiete nahezu völlig farnfrei sind. Beobachtungen am Wildstandort zeigen uns das Grundmuster der Farnbedürfnisse, insbesondere:
Frische bis feuchte, eher nach der sauren Seite neigende Böden, durchlässig und mit hohem Humusanteil. Helle, eher kühle, nicht vollsonnige Standorte. Hohe Luftfeuchte und Winterschutz.

Unter diesen Bedingungen gedeihen die meisten Farne optimal, entwickeln üppige, intensiv grüne Wedel, die auch gegen Ende der Vegetationszeit noch lange frisch bleiben.

Manche Farne – etwa der Gewöhnliche Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) – sind sehr anpassungsfähig und gedeihen auch unter weniger guten Bedingungen – etwa in der vollen Sonne – noch zufrieden stellend. Meistens reagieren sie dann allerdings mit einer Veränderung ihrer Erscheinung. Sie bleiben gedrungener, die Farbe der Wedel geht mehr ins Gelbliche.

Andere Farnarten dagegen weichen in ihren Ansprüchen von den oben dargestellten Grundmustern ab. Es sind dies namentlich:

  • Die eigentlichen Sumpffarne, wie der einheimische Sumpffarn (Thelypteris palustris) und der Kleefarn (Marsilea quadrifolia).
  • Die Schwimmfarne, etwa Salvinia natans und die Algenfarne der Gattung Azolla.
  • Die Farne ausgesprochen bodensaurer Standorte wie der Rippenfarn (Blechnum spicant).
  • Die Felsen- und Mauerfarne und insbesondere jene, die sich durch spezielle Vorrichtungen gegen übermäßige Verdunstung schützen und deshalb auch an vollsonnigen, zeitweise trockenen Standorten gedeihen können, so der Schriftfarn (Ceterach officinarum) oder Cheilanthes-Arten.

Text von Fritz Wassmann (freischaffender Gartengestalter und Fachlehrer)

Der Beitrag ist in "Pteridomania - Farnfieber" (Herausgeber: Schweizerische Vereinigung der Farnfreunde und Gesellschaft der Schweizer Staudenfreunde) erschienen und kann dort zu einem Preis von CHF 25,00 bestellt werden. - Gekürzter Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.