Echter Kümmel

Arzneipflanze des Jahres 2016

Der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg hat den "Echten Kümmel" oder "Wiesenkümmel" zur Arzneipflanze des Jahres 2016 gewählt. Beim Kümmel scheiden sich die Geister, entweder man liebt ihn, oder man nimmt Reißaus bei seinem Geruch und Geschmack - aber gerade diese "inneren Werte" leisten seit Jahrtausenden unverzichtbare Dienste.

Eher unscheinbar kommt er daher, der 2016 gekürte "Echte Kümmel". Als zweijähriger Doldenblütler bildet er im ersten Jahr lediglich eine niedrige Blattrosette aus, um im zweiten Jahr seinen verzweigten, gefurchten Stängel mit den Fiederblättchen und die weiß bis rosafarbenen Blütendolden in die Höhe zu schieben, die von Mai bis Juni erscheinen. In gut mit Feuchtigkeit versorgter Erde an sonnigem Standort erreicht er auch in unseren Gärten die respektable Höhe von einem Meter. Nach der Blüte reifen seine kleinen zweiteiligen Spaltfrüchte, die den typischen, würzigen Kümmelgeruch und -geschmack entwickeln.
Wildbestände finden sich in den gemäßigten Zonen Europas und Asiens auf feuchten, sonnigen Wiesen. Aber Kümmel wird auch großflächig gewerbsmäßig angebaut. Hauptproduzenten sind Ägypten, Polen, die Niederlande und Deutschland.

Archäologische Funde beweisen, dass Carum carvi bereits 3000 Jahre v. Chr. in den Siedlungen der Steinzeit genutzt wurde, damit ist er vermutlich die älteste Arzneipflanze Europas. Auch aus der griechischen Antike ist seine vielfältige Nutzung belegt. Im 1. Jahrhundert nach Christi erkannte der große Arzt Dioskurides, dass Kümmel dem Magen gut tut, dem Darm hilft und er einen "süßen lieblichen Atem bereitet". Und in der wichtigsten Arzneimittellehre des Mittelalters, dem "Circa instans" der Medizinschule von Salerno heißt es: "Das Kümmelpulver, in Speisen gereicht, stärkt die Verdauungskraft und löst Windblähung auf, in Saucen angesetzt, regt es die Esslust an...." Und natürlich kam auch Hildegard von Bingen zu ähnlichen Erkenntnissen. In der Volksmedizin war Kümmel immer schon ein hilfreiches Mittel bei zu geringer Muttermilchproduktion. Die Liste der Anwendungsmöglichkeiten ließe sich noch endlos fortsetzen.

Die rübenförmige, spindelförmige Wurzel ist ebenfalls essbar, in der Medizin werden jedoch nur die getrockneten, reifen Früchte verwendet. Sie enthalten 3-8 % ätherische Öle, deren Hauptanteil mit ca. 50 % das medizinisch besonders wirksame Carvon ist. Hinzu kommen Terpene, Cumarine, Flavonoide und Cholagogum, das die Produktion von Gallensaft fördert.

Wer diesem durchaus ansehnlichen, heilkräftigen Doldengewächs einen sonnigen, gut mit Feuchtigkeit versorgten Platz im Kräutergarten einräumt, kann die reifen Samen frisch selbst ernten und sein dann besonders würziges Aroma in Speisen und Tees genießen.