Cyclamen – Alpenveilchen

Nun, es ist kaum verwunderlich, wenn die meisten Menschen ihre erste Cyclamen-Begegnung mit einem Topfalpenveilchen haben. So ging es auch mir. Ich musste 40 Jahre alt werden, bis ich endlich „Alpenveilchen“ am Naturstandort betrachten konnte.

Wieder einmal waren es die Höhenzüge und Gebirge rund um den Gardasee. Spätsommerzeit: Aus dem Kalkgestein schauen dunkel-rosa Blüten hervor, dekoriert mit fein gezeichnetem Laub. In der Nachbarschaft Sempervivum tectorum und Allium montanum. Wie kommen Cyclamen in und unter den Kalkstein? 100 m weiter beginnt ein Mischwald mit Laub- und Nadelbäumen. Hier nun wieder Cyclamen und diesmal in Massen. Nun muss man wissen, dass Cyclamensamen von Ameisen verschleppt werden. So geraten sie auch unter den Kalkstein. Und sie blühen dann in voller Sonne. Ihre Knollen aber liegen im kühlen Schatten unter dem Gestein. Normalerweise findet man die Cyclamen im Waldmullboden über dem Kalkgestein.

Die Gardasee-Alpenveilchen sind Cyclamen purpurascens, eine Art, die früher C. europaeum genannt wurde. Im Berchtesgadener Land ist ihr einziges Vorkommen in Deutschland. Aber je wärmer die Kalkalpen nach Süden zu werden, desto häufiger findet man diese Art. Ihr Hauptvorkommen liegt in Slowenien und Kroatien.

Ein italienischer Freund brachte mir ein paar Knollen mit, die er offen liegend bei Straßenbauten fand. Seit 15 Jahren stehen sie im Garten unter Kiefern und beginnen regelmäßig im Spätsommer mit der Blüte.

Ihr Duft ist von unbeschreiblicher Schönheit. Kühle, süße Lieblichkeit? Der Duft ist vollkommen in seiner Klarheit. Während man von anderen Duftern schnell die Nase voll hat, weil ein Übermaß bald zum Gestank wird, bleibt Cyclamenduft klar und angenehm.

In seinen warmen Heimatregionen ist Cyclamen purpurascens immergrün. Bei uns in Oberbayern verliert es sein Laub im Laufe der ersten Jahreshälfte und treibt erst wieder kurz nach der Blüte richtig aus.

Eine Art, die es häufig zu kaufen gibt

Die am häufigsten angebotene Alpenveilchenart ist Cyclamen hederifolium, das efeublättrige Alpenveilchen. Früher hieß es Cyclamen neapolitanum, da wusste man noch, wo es herkommt. Auch diese Art steht bei mir im Garten, im lichten Schatten von Buchs und Goldregen. Seine Blüte beginnt im August und reicht bis in den Oktober hinein. Das Phänomen dieser Art: Die Pflanzen, also die Knollen werden von Jahr zu Jahr immer größer. Beim Kauf hatten sie die Größe eines 2 Eurostückes, jetzt scheinen sie 25 cm Durchmesser zu haben. Und: Sie versamen sich reichlichst.

Ihr Duft ist ähnlich angenehm wie beim „Europäischen Alpenveilchen“ aber nicht so intensiv. Und es gibt Pflanzen, die überhaupt nicht duften. Der Cyclamenspezialist Eugen Schleipfer erzählte mir, dass er am Naturstandort, dicht beieinander duftende und nicht duftende Exemplare gefunden hat. Übrigens auch bei Cyclamen persicum, aus dem unsere Topfalpenveilchen gezüchtet worden sind. Und so kommt es, dass es unter den Topfpflanzen manchmal duftende Exemplare gibt, die meisten aber nur einen stumpfen Hauch von sich geben.

Winterblühende Alpenveilchen

Jedes Jahr wieder eine Überraschung sind die Blüten von Cyclamen coum. Ein Blick Ende Januar aus meinem Arbeitszimmer auf die nach Süden geneigte Partie im Senkgarten erinnert mich immer an Schneewittchen: weiß wie Schnee, schwarz wie Ebenholz und rot wie Blut! Es liegt noch Schnee, aber am Hang blühen die Alpenveilchen karminrot und in unglaublicher Intensität. Während aber gewöhnlich alle Vorfrühlingsblüher ziemlich stark duften, bleibt dieses Alpenveilchen (zumeist) stumm.


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