Unser Wildbienenprojekt – Auswertung und Resümee

Das Gartenjahr neigt sich allmählich dem Ende zu. Höchste Zeit, allen an unserem Wildbienenprojekt Interessierten zu berichten, wie die an zwei Standorten platzierten Nisthilfen und Maßnahmen angenommen wurden.

Die Voraussetzungen für das erfolgreiche Ansiedeln verschiedener Wildbienen-Arten waren jedenfalls gut, denn uns wurde aus berufenem Mund bestätigt, (fast) alles richtig gemacht zu haben: Paul Westrich, der anerkannte Diplombiologe, Wildbienenexperte und Autor mehrerer ausgezeichneter Bücher zum Thema, war zu Gast auf der Illertisser Jungviehweide und nahm bei der Gelegenheit auch unsere selbstgebauten Nistangebote in Augenschein. Er war zufrieden mit unserer Arbeit, lediglich das angebrachte Vogelschutzgitter kritisierte er als zu engmaschig. Es sollte verhindern, dass Spechte und Meisen die verschlossenen Röhren öffnen und die Brut fressen. Paul Westrich erklärte, dass die Wildbienen durch zu eng bemessene Maschen nicht ohne Verletzungsgefahr für ihre Flügel hindurchfliegen können. Sie verzichten dann lieber darauf, die zwar geschützten, aber für sie schwer erreichbaren Röhren zu nutzen. Nun verstanden wir, warum die dahinter befindlichen Nisthilfen kaum besiedelt wurden und werden neue Vogelschutzgitter anbringen.

Das sind unsere Beobachtungen:

  • Die beiden Nisthilfen befinden sich an verschiedenen Stellen auf dem Gelände. Es ist festzustellen, dass beide Standorte, a) im Mutterpflanzenquartier der Gärtnerei und b) in der Nähe des Museums der Gartenkultur, angenommen wurden, die größere Nähe zu den Blüten in der Gärtnerei hat aber offensichtlich dazu geführt, dass die Besiedlung dort deutlich intensiver war.
  • An den sich deutlich unterscheidenden Verschlüssen erkennt man, dass mehrere Bienenarten die Angebote nutzten.
  • Bambus, Schilf, Holz mit Bohrungen und auch die seitlich angebrachten Brombeerhalme wurden besiedelt
  • Interessant ist, dass im Gegensatz dazu die Strangfalzziegel kaum angenommen wurden, wir werden nachforschen, woran das gelegen hat.
  • Das Totholz weist zwar kleine Bohrspuren auf, da es aber noch recht frisch und deshalb hart ist, können sie noch nicht von Holzbienen und anderen im Holz nistenden Wildbienen stammen, sondern es waren offensichtlich andere Insekten dort aktiv. Aber wenn der Verrottungsprozess des Holzes voranschreitet, werden sicher auch auf Totholz spezialisierte Bienen einziehen.
  • Auf dem Dach einer Nisthilfe schütteten wir eine 20 cm tiefe Sandschicht auf, die sandnistende Bienen anlocken sollte. Wir stellen fest, dass sie bisher nicht gut angenommen wurde. Wir vermuten, dass sie für die Bienen nicht tief genug war. Wir werden deshalb im nächsten Jahr an anderer Stelle eine noch tiefere Sandschicht aufbringen. Es kann aber auch sein, dass Beschaffenheit/Körnung und/oder PH-Wert des Sandes den Bienen nicht behagte. Wir werden das Thema weiterverfolgen.
  • Trotz langer sommerlicher Trockenphasen etablierte sich unsere Dachbegrünung (Sedum acre, Allium 'Summer Beauty' und andere „Trockenkünstler“) ohne jede Wassergaben bestens.

Fazit: Wenn wir bedenken, dass unser Projekt erst in diesem Frühjahr an den Start ging, können wir mit der Besiedlung sehr zufrieden sein. Es ist nach diesem recht erfolgreichen Anfang zu erwarten, dass die Besiedlung sich in den Folgejahren noch deutlich intensivieren wird. Fachgerechte zur Verfügung gestellte Nisthilfen für Wildbienen sind also in jedem Fall sinnvoll, zumal sie, einmal gebaut, keinerlei Betreuung und Pflege benötigen. Sie sind ein sich über viele Jahre selbst erhaltendes System, das sich so oder in ähnlicher Form in jedem Garten etablieren lässt.

Wir haben in unserem Projekt von Beginn an viele unterschiedliche Maßnahmen ausprobiert. Wer sich für dieses faszinierende Thema interessiert, muss aber deswegen nicht auch gleich so groß einsteigen. Jede einzelne kleine Nisthilfe, ist – möglichst zusammen mit einem ausgewogenen Blütenangebot von Frühjahr bis Herbst – eine wichtige Überlebenshilfe für die bedrohten Wildbienen!


Text: Angelika Traub
Fotos: Joshua Greifenberg