Laubfärbung im Herbstgarten
Text und Fotos: Petra Pelz
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Petra Pelz hat in ihrer über 25-jährigen Praxis als freie Landschaftsarchitektin an etlichen großer Pflanzenschauen mitgewirkt. Aber auch die planerische Betreuung von Privatgärten liegt ihr von jeher am Herzen. Der Prozess, gemeinsam mit ihren Auftraggebern individuelle und persönliche Wunschgärten entstehen zu lassen, ist ihr immer wieder eine besondere Freude. Enormes Pflanzenwissen trifft hier auf wunderbare Gestaltungsideen, an denen sie ihre Leserinnen und Leser gern teilhaben lässt. Wir freuen uns sehr, dass Petra Pelz uns ihren ausgezeichneten Beitrag zum Thema Herbstfärbung für unser Gartenmagazin zur Verfügung gestellt hat.
Wow… was für ein Herbst! Die Laubfärbung ist schon besonders intensiv dieses Jahr. Haben Sie mal genauer hingesehen? Es gibt tolle Farben, die schon von Weitem durch die Gärten leuchten. Anlass für uns, Ihnen die Herbstfärbung in Gattung und Art ans Herz zu legen und mal einen genaueren Blick darauf zu werfen. Lassen Sie sich inspirieren und bringen Sie diese herbstliche Farbexplosion auch in ihren Garten. Wie Laubfärbung entsteht, wie man sie gestalterisch nutzen kann und welche Arten sich eignen, erklären wir hier.
Wie entsteht Herbstfärbung?
Der Prozess
Die Herbstfärbung ist genaugenommen nichts anderes, als die Vorbereitung der Pflanzen auf die Ruhezeit. Der grüne Blattfarbstoff Chlorophyll, wird jetzt in seine Bestandteile zerlegt und eingelagert. Spätestens jetzt, während dieses Prozesses wird deutlich, dass das Laub neben dem grünen Farbstoff auch orange und gelbe Farbstoffe (Carotinoide sowie Xanthophylle) enthält. Diese sind im Frühling und Sommer nur nicht sichtbar, da sie vom grünen Farbstoff überlagert wird. Beide Stoffe beteiligen sich an der Photosynthese. Pflanzen, wie Königsfarn, einige Ahornarten oder der Gingko, die die Stoffe Carotinoide gleichzeitig mit dem Chlorophyll abbauen, färben sich übergangslos von Grün zu Gelb. Die gelben Xanthophylle bleiben in den Blattzellen zurück. Sumpfwolfsmilch, Storchschnabel, Essigbaum oder die Zaubernuss färben sich dagegen schrittweise von Grün zu Rotorange und letztendlich Gelb.
Tageslänge und Temperatur
Die Intensität der Herbstfärbung hängt ganz wesentlich von der Witterung ab. Nicht in jedem Jahr ist sie so intensiv, wie in diesem Herbst. Ist es tagsüber warm und sonnig und in der Nacht dagegen kalt, dann ist die Ausfärbung des Blattwerks besonders ausgeprägt. Der Mechanismus, der zur Herbstfärbung führt, wird hauptsächlich durch die Tageslänge und die Temperatur gesteuert. Auch ist häufig zu beobachten, dass nach einem trockenen und warmen Sommer die Blätter viel intensiver und kräftiger leuchten als in einem nassen, kühlen Herbst.
3 Tipps auf dem Weg zum Indian Summer im eigenen Garten
- Vielleicht gibt es ja schon tolle Laubfärber im Garten. Kombinieren Sie diese nach Lust und Laune mit herbstblühenden Stauden, wie Astern, Goldrute oder Herbstanemonen.
- Entdecken Sie Arten mit schönen Blattfarben für ihren Garten. Vielleicht werden Sie fündig bei einem Spaziergang durch den Park oder beim Blick über den Gartenzaun des Nachbarn. Vielleicht entdecken Sie ja Pflanzen, die sich besonders schön färben.
- Wenn sie Pflanzen kaufen möchten, erkundigen Sie sich auch nach der Herbstfärbung. Insbesondere bei Gehölzen ist die Auswahl groß. Aber auch Stauden und Gräser verdienen einen Blick auf ihr Blattwerk. Hier gibt es Einige die sich Rot, Orange und Gelb färben.
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Was wir gewinnen, wenn wir auf Laubfärbung achten
- die Gartensaison in die Verlängerung schicken
Stellt man es geschickt an, kann man im herbstlichen Garten nochmal so richtig Farbe bekennen. Von Melancholie keine Spur. Viele Pflanzen zeigen sich jetzt nochmal von ihrer leuchtenden Seite. Blüten, Früchte und das unglaublich farbintensive Laub von Stauden, Gräsern und Gehölzen schicken die Saison in die Verlängerung. Es ist ein farbenfrohes Aufflackern, ein grandioses Finale, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Achten Sie deshalb auf laubfärbende Arten, wenn Sie sich Pflanzen in den Garten holen.
- Bringt leuchtende Farben in den Garten
Neben den herbstblühenden Stauden, wie Astern, Anemonen oder Goldruten zünden jetzt die Gehölze, Gräser, Stauden ihr Feuerwerk. Sie verwandeln sich in Gelb, Orange, Rot oder Violett. So gehören das Pfaffenhütchen, Gingko, Ahorn, Felsenbirne oder Zaubernuss zu den färbenden Gehölzarten. Aber auch viele Stauden, wie Bergenien, Storchschnabel oder Wolfsmilch und Gräser, wie Pfeifengras, Lampenputzergräser oder Chinaschilf bekennen jetzt Farbe. Wie der Austrieb, die Blüte, der Fruchtschmuck … ist die Färbung der Blätter ein wahres Geschenk der Natur. Angesichts der intensiven flächigen Wirkung denke ich manchmal, dass Blüten wahrlich überbewertet werden.
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Bergenia, Storchschnabel und Co – mit welchen Stauden Sie Ihren Garten zum Leuchten bringen
Im Herbst erglüht so manches Beet durch farbiges Laub. Hier ergibt sich ein besonderes Potential zum Gestalten. Denn kombiniert man das Laub mit Astern, Goldruten, Herbstanemonen oder Kerzenknöterich, wird der Garten zu einer farbenprächtigen Bühne.
Bei einigen Pflanzenarten werden Sie in punkto Laubfarbe besonders fündig. Beispielsweise Bergenien, Dreiblattspiere, Storchschnabel oder Wolfsmilch legen einen beeindruckenden Farbenwechsel hin. Obwohl sie unterschiedlich Feuchtigkeit im Boden brauchen, haben Sie eines gemeinsam; sie lieben alle ein sonniges Plätzchen im Garten. Dafür brennen und glühen sie im Herbst. Garantiert!
Laubfärbung Gelb:
- Röhrenstern – Amsonia hubrichtii, Amsonia orientalis für den eher trockenen bis frischen Boden oder Amsonia tabernaemontana für den frischen bis feuchten Boden
- Funkien – Hosta für den frischen Standort im Halbschatten
- Blutstorchschnabel – Geranium sanguineum `Album`, für den trockenen Standort
- Salomonsiegel – Polygonatum x hybridum `Weihenstephan`, für den frischen, halbschattigen Standort
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Laubfärbung Orange:
- Geißbart – Aruncus aethusifolius für den frischen Standort, schönes filigranes Laub
- Süße Wolfsmilch – Euphorbia dulcis `Chamaeleon`, für den frischen sonnigen Standort
- Sumpf- Wolfsmilch – Euphorbia palustris, für den normalen frischen bis feuchten Standort
- Prachtstorchschnabel - Geranium ibericum `Vital`, für den trockenen bis frischen Standort
- Sibirischer Storchschnabel – Geranium wlassovianum, für den frischen bis feuchten Standort
- Dreiblattspiere – Gillenia trifoliata, für den frischen Standort
- Strandflieder – Limonium latifolium, für den trockenen Standort
- Entenschnabel Felberich – Lysimachia clethroides, für den frischen bis feuchten Standort, Achtung Ausläufer
Laubfärbung Rot:
- Bergenie – Bergenia cordifolia besonders schön das Laub der Sorten Abendglocken, Admiral, Biedermeier, David, Eroica, Rosa Zeiten, Rote Schwestern – alles für den frischen Standort
- Elfenblume – Epimedium x perralchicum `Frohnleiten`, schöner Bodendecker für den Halbschatten/Schatten und frischen Standort mit schöner roter Blattzeichnung im Herbst
- Bleiwurz – Ceratostigma plumbagoides, trockenheitsverträglicher Bodendecker für den trockenen, sonnigen Standort
- Himalaya Wolfsmilch – Euphorbia griffithii `Fireglow`, für den frischen sonnigen bis halbschattigen Standort
- Cambridge Storchschnabel – Geranium cantabrigiense für den trockenen bis frischen Standort
- Himalaya Storchschnabel – Geranium himalayense `Gravetye`, für den sonnigen bis halbschattigen frischen Standort
- Amerikanischer Storchschnabel – Geranium maculatum `Vickie Lynn`, für den frischen bis feuchten Standort
- Storchschnabel - Geranium x magnificum `Rosemoor`, für den frischen Standort
- Armenischer Storchschnabel – Geranium psilostemon, für den frischen Standort
- Blutstorchschnabel – Geranium sanguineum `Max Frei`, für den trockenen Standort
- Hohe Nachtkerze – Oenothera tetragona, für frische Standorte
- Rotmoos Mauerpfeffer – Sedum album `Coral Carpet`, trockener Standort
- Polster Fettblatt – Sedum floriferum `Weihenstephaner Gold`, trockener Standort
- Hohes Fettblatt – Sedum cauticola `Robustum`, trockener Standort
- Fetthenne - Sedum thelephium `Karfunkelstein`, trockener Standort
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Flammende Gräser - unschlagbar im herbstlichen Garten
Gräser beeindrucken ebenfalls mit einem exklusiven Farbspiel. Besonders sonnenliebende Arten, wie Rutenhirse, Lampenputzergras, Tautropfengras oder das Chinaschilf laufen im Herbst zur Hochform auf.
Laubfärbung Gelb:
- Rutenhirse – Panicum virgatum, hier die Sorten Northwind, Strictum, Warrior
- Chinaschilf – Miscanthus sinensis, hier die Sorte Flammenmeer oder die Art M.purpurasens
- Bartgras – Andropogon gerardii `Präriesommer`
- Schmiele – Deschampsia caespitosa
- Japanwaldgras - Hakonechloa macra
- Chinaschilf – Miscanthus sinensis in den Sorten `Hermann Müssel`, `Adagio`
- Hohes Pfeifengras – Molinia arundinacae
- Kleines Pfeifengras – Molinia caerulea
- Lampenputzergras – Pennisetum alopecoroides in Sorten, wie `Cassian`, `Hameln`, `Compressum`
Laubfärbung Orange:
- Tautropfengras – Sporobolus heterolepis `Cloud`
- Neuseeland Windgras – Anemanthele lessioniana
- Liebesgras – Eragrostis spectabilis `Purpurflirren`
- Chinaschilf – Miscanthus sinensis in den Sorten `Ghana`, `Nippon`, `Malepartus`, `Graziella`, `Ferner Osten`, var. purpurascens
- Goldbartgras – Sorghastrum nutans
- Zottenrauhgras – Spodiopogon sibiricus `West Lake`
Laubfärbung Rot:
- Rutenhirse – Panicum virgatum, hier die Sorten `Hänse Herms`, `Heiliger Hain`, `Shenendoah`, `Rehbraun`
- Blutgras – Imperata cylindrica `Red Baron`
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Schöne Laubfärbung - Gehölze für das herbstliche Finale im Garten
Der Herbst steht auf der Leiter und malt die Blätter an… heißt es in einem Kinderlied. Tatsächlich sieht es in manch einem Garten aus, wie in einem großen Farbkasten. Wenn sich kleine und große Gehölze im Herbst so langsam von Gelb, Orange, Karminrot bis hin zu Aubergine -Tönen verfärben, läuten sie äußerst spektakulär das herbstliche Finale ein. Sie lassen es nochmal so richtig krachen. Es gibt es so viele Gehölze, die sich färben. Deshalb hier eine kleine Auswahl...
Laubfärbung Gelb:
- Fächerblattbaum – Ginkgo biloba
- Amerikanischer Gelbholzbaum – Cladrastrus lutea
- Hainbuche – Carpinus betulus
- Feldahorn – Acer campestre
- Schönfrucht - Callicarpa bodinierii
- Pfeifenwinde – Aristolochia macrophylla, Klettergehölz
- Blauregen – Wisteria sinensis, Klettergehölz
Laubfärbung Orange bis Rot:
- Kupferfelsenbirne – Amelanchier lamarkii
- Korkflügelstrauch - Euonymus alatus, für kleine Gärten die Sorte `Compactus`
- Wald-Tupelobaum - Nyssa sylvatica
- Blumen-Hartriegel - Cornus kousa oder Cornus florida
- Glanzblattstrauch - Photinia villosa
- Zaubernuss – Hamamelis intermedia
- Eisenholzbaum – Parrotia persica
- Perückenstrauch – Cotinus coggygria
- Japanischer Ahorn – Acer palmatum
- Japanischer Kuchenbaum – Cercidophyllum japonicum
- Tulpenbaum – Liriodendron tulipifera
- Apfelbeere – Aronia melanocarpa
- Wilder Wein – Parthenocissus tricuspidata und veitchii, Klettergehölz
- Rostrote Weinrebe – Vitis coignetiae, Klettergehölz
Laubfärbung Rot/Violett:
- Amberbaum – Liquidambar styraciflua
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Hier einige Ideen zum Kombinieren...
Das farbige Laub der Gräser, Stauden und Gehölze trifft im Garten auf die Herbstblüten von Herbstanemonen, Astern, Salbei oder Goldruten. Auch der Storchschnabel Rozanne, leuchtende Dahlien, das hohe Patagonisches Eisenkraut oder der einjährige Salbei 'Amistadt' oder 'Wenys Wish' blühen jetzt noch...
Lassen Sie sich inspirieren!
Text und Fotos: Petra Pelz
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