Gladiolen gibt's, die duften

Text: Christian Seiffert
Fotos: Staudengärtnerei Gaißmayer

Begegnung

September in Radeberg. In einer abseitigen Ecke des Blindengartens ein unerwartet frischer, starker Blumenduft. Nach dessen Quelle suchend, fand ich eine Gruppe von Pflanzen, deren Blattwerk und Blüten große Ähnlichkeit mit jenen der hohen Zuchtgladiolen hatten. Später aber noch eine Einzelblüte in der Vase bei Ruth Zacharias, der Leiterin des Gartens und des Taubblindenheimes. Selber blind, spricht sie in höchsten Tönen von ihrer "Acidanthera", Acidanthera murielae. Hier kann ich mir die Blüte nun genauer anschauen: Sechs Blütenblätter sind zu einem Dreieck angeordnet, dessen eine Spitze nach unten zeigt. Fünf der weißen Blütenblätter haben im Blütenzentrum eine purpurne Zeichnung, das sechste obere Blütenblatt ist rein weiß. Der Duft: intensiv frisch blumig, auch in der Fülle angenehm.

Herkunft und Name

Befasst man sich etwas genauer mit dieser Art, so stellt sich heraus, dass sie inzwischen umbenannt wurde. Botanisch korrekt heißt sie jetzt Gladiolus callianthus, was ihrem Aussehen sehr viel gerechter wird. Callianthus heißt übersetzt "schöne Blüte"! Der Heimatstandort der "Gladiole mit der schönen Blüte" ist Ostafrika, im Norden bis Äthiopien. Entsprechend ist diese Gladiolenart nicht winterhart. Man muss die Knollen vor stärkerem Frost ausgraben und warm(!) überwintern, was der Trockenzeit in Afrika entspricht. Gepflanzt wird erst im Mai. Damit die Blühwilligkeit nicht so bald abnimmt, empfiehlt es sich, diese Gladiolen mit Guano oder verrottetem Mist zu düngen. Im jamlitzer Garten blühen sie heuer zum zweiten Mal und es ist zu hoffen, dass sie auch in den nächsten Jahren zur Blüte kommen.

Die Duftgladiole im Garten

Nun habe ich kein sehr inniges Verhältnis zu den bunten Spätsommergladiolen. Als Schnittblumen mögen sie angehen, im Garten gehören sie an den Rand des Gemüsefeldes. Meist werden die Knollen zu flach in den Boden gebracht, so dass die Gladiolen umkippen und gestäbt werden müssen.
Die Standortfrage stellt sich auch bei Gladiolus callianthus. Diese Gladiole ist bei der Blüte gut einen Meter hoch und hat irisähnliches Blattwerk. Damit auch sie standfest bleibt, müssen die Knollen tief genug in den Boden. Aber wohin? Als Afrikanerin des Ostens gehört sie wahrscheinlich zur Savannen-Vegetation. So könnte man die Knollen gut zwischen Staudengräsern auspflanzen, zwischen Tautropfengras, Sporobolus heterolepis, zwischen Eragrostis trichodes. Beide sind leider keine Afrikaner, kommen aus Nordamerika. Damit aber die "Schöne Gladiole" afrikanische Gesellschaft bekommt, werde ich es noch einmal mit Eragrostis curvula versuchen, dem afrikanischen Liebesgras. Diese Savannenidee ist eine der Lösungen. Man könnte die "Schöne Gladiole" aber auch auf Staudenrabatten verwenden, vor allem in Bereichen, deren Blütenpracht im Spätsommer etwas zurückgeht. Die weithin leuchtenden weißen Blüten sind eine erfrischende Fortsetzung des Blütenjahres.

Anmerkung der Staudengärtnerei Gaissmayer:
Die Sterngladiole Gladiolus callianthus 'Murielae' wird im Frühjahr wieder als Zwiebel in unserem eShop verfügbar sein.

Christian Seiffert
aus Jamlitz und Eresing Seit 2001 experimentiert Christian Seiffert parallel in zwei geographisch weit auseinanderliegenden Gärten: in Oberbayern und in der Niederlausitz, im Land Brandenburg.
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Text: Christian Seiffert
Fotos: Staudengärtnerei Gaißmayer