Fuchsien...
... ein Pflanzenkontinent wird entdeckt

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Hatten Sie auch schon mal echte Erweckungserlebnisse? Keine Sorge, ich meine das nicht im religiösen Sinne, sondern in gärtnerischer Hinsicht. Das ist für mich persönlich nicht nur faszinierender, sondern allgemein auch unverfänglicher.

Es geht um Fuchsien. Diese Pflanzen mochte ich schon immer, sie waren aber für meine vormalige Glutofensonnendachterrasse völlig ungeeignet. Als sich die Terrasse an unserer neuen Wohnung als schattig entpuppte, fielen mir Fuchsien als Idealbesetzung ein. Mein Mann Fred und ich stimmten uns mit einem Freundespaar ab, gemeinsam machten wir uns eines schönen Maientages auf den Weg zur wunderbaren Rosi Friedl, die in Markt Indersdorf bei München ihre auf Fuchsien spezialisierte Gärtnerei führt. Ich hatte diese liebenswürdige Expertin ein paar Jahre vorher bei einer Reportage über ihr Metier kennengelernt. Deshalb weiß ich, dass man die Farbbeschreibung einer Fuchsieblüte »dreiteilt«: Am Stiel setzt der kurze – oder je nach Sorte auch lange – Tubus an, der spaltet sich in die vier abstehenden Sepalen auf, und so werden die Petalen, in ihrer Gesamtheit auch Corolle genannt, freigelegt. Anhand der Größe, Beschaffenheit, Farbe der drei Blütenteile und Anzahl der Petalen kann jede Sorte recht anschaulich beschrieben werden.

Von dieser Reise kamen wir mit einer Fülle inspirierender Eindrücke und einem Auto randvoll mit Fuchsien heim. Ich verteilte die neu erworbenen Schätze auf unsere Kübel. Doch ich merkte schnell: Voller Schatten ist nichts für Fuchsien. Sie brauchen wenigstens ein paar Stunden Morgen- oder Abendsonne, sonst schlafen sie ein oder wachsen rückwärts. Schnell versuchte ich zu retten was zu retten ist und rückte alle Fuchsien etwas mehr ins rechte Licht.

Ich beobachte, dass der Sonnenbedarf bei den einzelnen Sorten unterschiedlich zu sein scheint. In dieser Hinsicht sind 'Howlet‘s Hardy' (aufrecht wachsend, Tubus kurz, rot / Sepalen rot / Corolle rotviolett), 'Kempenaar' (aufrecht wachsend, Tubus lang, weiß bis lachsfarben behaucht / Sepalen lachsfarben behaucht / Corolle lachsrot), 'Windhapper' (hängend wachsend, Tubus moderat lang, weiß / Sepalen weiß / Corolle violett-pink – sehr großblumig) und 'Marinka' (halbhängend wachsend, Tubus kurz / Sepalen rot / Corolle dunkelrot, gefüllt) recht genügsam – sie standen vor dem Haus am Eingang und hatten zwei, maximal drei Stunden Sonne am Morgen.

Etwas mehr Licht scheinen diese Sorten zu brauchen, damit sie zeigen können, was in ihnen steckt: 'Aladnas Sandler' (halbhängend wachsend, Tubus moderat lang, weiß / Sepalen weiß / Corolle pinkrot mit lachsfarbener Flammung), 'Annabel' (aufrecht wachsend, Tubus kurz / Sepalen weiß, gelegentlich zartest rosa / Corolle weiß, gefüllt) und die ungewöhnlich schöne 'Remembering Claire' (hängend wachsend, Tubus lang, rosa / Sepalen rosa / Corolle auberginefarben). Nebenbei bemerkt... ich habe auch artig wöchentlich Flüssigdünger dem Gießwasser zugesetzt.

Aber in diesem Sommer begriff ich auch, dass Fuchsien grundsätzlich einen halben Tag Sonne – einige Sorten sogar einen vollen Tag – bestens vertragen, solange der Wurzelballen etwas bedeckt ist und die Pflanzen nicht austrocknen. Starke Sommerhitze ist bei Sonnenplätzen jedoch meist ein Problem; daher ist grundsätzlich ein halbschattiger Platz weit ratsamer.

Da ich nicht genau wusste, wo ich die Pflanzen zur Überwinterung hinstellen kann, habe ich von allen genannten Sorten, die sich sehr bewährt haben, Stecklinge genommen – allerdings etwas spät im September letzten Jahres, und bei zwei Sorten hing ihr Fortbestand deshalb an einem kleinen Zweiglein. Aber ich konnte von jeder Sorte mindestens zwei Jungflanzen erhalten. 'Windhapper', 'Howlet‘s Hardy', 'Annabel' und 'Kempenaar' überwinterten auch als größere Pflanzen prima und die drei letztgenannten erwiesen sich gleichzeitig in der Stecklingsvermehrung und weiteren Anzucht als besonders robust und unkompliziert.

Und dann fiel mir ein, dass es ja auch hinreichend winterharte Fuchsien gibt, die an geschützten Plätzen im Freiland die kalte Jahreszeit überdauern.
Ich nahm mir vor, erstmal zu sehen, wo und wie meine Fuchsien über den Winter kommen würden und überlege, wie ich dann die winterharten, meist kleinblumigeren Arten unterbringe. Auch ein Pöttchengarten ist nie fertig...

Was ich beim Überwintern und Vermehren der Fuchsien richtig und was falsch gemacht habe, erfahren Sie in meinem nächsten Beitrag. 

Andreas Barlage
Lieblingspflanzen | Andreas Barlage ist der Wandervogel unter den Gartenbesitzern. Weil er in seinem Leben viel umgezogen ist, hat er reichlich gärtnerische Erfahrungen an sehr unterschiedlichen Standorten sammeln können. Nachdem er sich eine Weile...
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Text und Fotos: Andreas Barlage