Froschbiss beißt nicht!

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Im Gegenteil:
Es handelt sich um eine Wasserpflanze, was in meinem Fall aber auch zu einem Missverständnis führte ...

Ausgerechnet in meiner alten Heimat musste mir das passieren: Ich paddelte mit meinem Paddelboot auf der Dahme, einem Nebenfluss der Spree, südlich von Berlin, ganz friedlich dahin. Da sah ich, wie mich in einiger Entfernung ein Motorboot der Wasserschutzpolizei langsam überholte und schließlich auf dem Wasser stehenblieb. Ein Polizist beobachtete mich mit einem Fernglas.

Ich war mir keiner Schuld bewusst. Geschwindigkeitsüberschreitung kann es wohl nicht sein, dachte ich. Doch dann winkte mich die Polizei zu sich heran. An meinem Boot fehle das Kennzeichen, bemängelten die Polizisten.
Dass man für ein Paddelboot ein Kennzeichen braucht, war mir bis dahin nicht bekannt. Wo man das bekäme, fragte ich. Das könne ich mir ausdenken, zum Beispiel einen Namen. Der müsste mindestens vier Buchstaben haben und gut leserlich in zehn Zentimeter hohen Lettern auf beiden Vorderseiten meines Boots stehen.

Ärgerlich, denn ich musste wegen des fehlenden Namens 40 Euro Strafe zahlen!

Der Name einer Schwimmpflanze

Doch auf welchen Namen sollte ich nun mein Faltboot taufen? Als Gärtner dachte ich sofort an eine Wasserpflanze. Davon gibt es viele. Seerose vielleicht? Doch das erschien mir zu profan. Diesen Namen trügen sicher viele Boote. Zu einem Boot, das schwimmt, passt eher eine Schwimmpflanze. Davon gibt es nicht so viele. So entschied ich mich schließlich für »Froschbiss«. Also schrieb ich mit einem dicken, wasserfesten Filzstift in zehn Zentimeter hohen Lettern FROSCHBISS zu beiden Seiten auf das Segeltuch meines Boots und zeichnete, so gut ich konnte, noch eine stilisierte Froschbisspflanze dazu. – Ich mag diese Pflanze.

Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) schwimmt auf dem Wasser. Seine Blätter sehen in ihrer Form Seerosenblättern ähnlich, sie sind jedoch nur etwas größer als ein Zwei-Euro-Stück. Im August bringen die einzelnen Pflänzchen kleine schneeweiße Blüten hervor. Ihre Wurzeln haben keine Verbindung zum Boden des Gewässers. Die Pflanze entnimmt ihre Nahrung direkt aus dem Wasser. Außerdem breitet sie sich, ähnlich Erdbeeren, mit Ausläuferfäden aus und bildet so auf dem Wasser einen lockeren grünen Teppich. Auf diese Weise spendet sie Schatten und verzögert an heißen Sommertagen die Erwärmung des Wassers.

Wirksam gegen Algen

Mit diesen Eigenschaften nimmt Froschbiss den Algen Nahrung, Licht und Wärme und hemmt so deren Wuchs. Im Herbst lösen sich die Blätter auf. Zurück bleiben sogenannte Winterknospen (Turionen), die auf den Boden des Gewässers sinken. Im Frühjahr treiben die Knospen wieder aus. Auf dem Gewässerboden wachsen junge Pflanzen heran, die mit zunehmender Erwärmung des Wassers im Mai, Juni aufsteigen und sich wieder an der Oberfläche schwimmend ausbreiten. Als natürlicher Gegenspieler der Algen sollte Froschbiss in keinem Garten- oder Schwimmteich fehlen.

Schwimmpflanzen sind nicht mit Schwimmblattpflanzen wie Seerosen, Teichrosen, Seekanne oder Wasserknöterich zu verwechseln. Letztere treiben Blätter und Blüten aus einem Wurzelstock am Boden des Gewässers empor. Sie beschatten mit ihren Blattspreiten das Wasser, ernähren sich aber aus dem Teichboden.

Eine andere reine Schwimmpflanze ist die Krebsschere (Stratiotes aloides). Sie schwimmt im Sommer zur Hälfte untergetaucht an der Wasseroberfläche und sinkt im Winter auf den Teichboden. Auch sie bildet im August weiße Blüten.
Die kleine Wasserlinse (Lemna minor) ist ebenfalls eine Schwimmpflanze. Sie wuchert jedoch und kann sich zu einer ähnlichen Plage entwickeln wie Algen. Sie wird mitunter durch gekaufte Wasserpflanzen oder Vögel in den Teich eingeschleppt. Man sollte sie aus dem Wasser fischen, sobald sie auch nur in kleiner Menge auftaucht.

Kein Anglerlatein

Ein Jahr später ließ ich mit meinem damals zwölfjährigen Enkelsohn mein Boot im »Tiefen See« bei Potsdam zu Wasser. Als wir es nach einer langen Paddeltour wieder herauszogen, kam ein Mann mit einer Anglerausrüstung auf dem Fahrrad vorbei. Er blickte auf den Namen des Boots und rief mir im Berliner Dialekt zu: »Froschbiss – dit is doch widersinnig! Frösche beißen doch nich, det machen doch nur de Fische!« Dabei wedelte er mit seiner Hand vor seinem Gesicht herum, was wohl heißen sollte: »Du bist doch total plemblem!« Mein Enkelsohn kriegte sich vor Lachen kaum noch ein, denn er wusste genau wie ich: Froschbiss beißt nicht!

Wolfram Franke
aus Vaterstetten Handfeste Gartenarbeit und Schreiben, sowohl mit grüner Tinte als auch mit dem Computer, gehören für Wolfram Franke zusammen. Seinen seit 1994 gewachsenen Kreativgarten in Vaterstetten hat er mit alten Baustoffen gestaltet.
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Text und Fotos: Wolfram Franke