Die Früchte der Blumenkönigin
Text und Fotos: Wolfram Franke
Fotos: Wolfram Franke und Staudengärtnerei Gaißmayer
Rosen werden gemeinhin als »Königin der Blumen« gerühmt. Zu Recht. Im Reichtum der Farben und Formen ihrer Blüten, die größtenteils auch einen Duft in unterschiedlicher Intensität verströmen, sind sie unübertroffen.
Doch bei den Wildrosen und manchen Sorten mault der eine oder andere missmutige Rosenfreund: »Die blühen ja nur einmal!«
Gemeint ist einmal im Jahr. Damit haben diese Rosen mit allen anderen Gehölzen etwas Gemeinsames, denn zum Beispiel auch Rhododendron und Forsythie blühen nur für eine kurze Zeit. Doch was kommt danach? Die Forsythie ist nach ihrer Blüte im Frühjahr ein unscheinbarer und gar nicht mal schöner Strauch. Auch Rhododendren tragen nach der Blüte nur grüne Blätter.
Vielfalt der Hagebutten
Ganz anders die Rosen: Wenn es sich nicht gerade um remontierende, also mehrmals blühende Sorten handelt, sondern Wildrosen, endet ihre Blüte etwa Anfang Juli. Zunächst sind auch sie nur grün belaubt. Doch aus den Blüten entwickeln sich ja ihre Früchte, die Hagebutten. Sie nehmen im Lauf des Sommers, je nach Art leuchtend orange, rote, manchmal aber auch braune oder gar schwarze Farben an. Oft sind diese Rosenfrüchte länglich, eiförmig, tropfenförmig oder kugelig. Manche sind winzig klein, andere sogar größer als eine Kirsche. – Die Vielfalt der Hagebutten ausbildenden Rosen ist riesig. Zu Herbstzeit lohnt sich ein Besuch der Insel Mainau für Rosenfreunde deshalb besonders. Auf der »Promenade der Wildrosen« kann dort man rechts und links des Weges üppig wachsende Rosensträucher mit reichem Hagebuttenschmuck in allen Variationen bewundern.
Das Schöne an diesen Hagebutten-Rosen: Sie tragen ihren Fruchtschmuck vom Sommer an den ganzen Herbst und den ganzen Winter hindurch und setzen im Garten leuchtende Farbtupfer. Aber damit nicht genug, Hagebutten lassen sich auch kulinarisch verwerten, als Hagebuttenmarmelade, Hagebuttentee und sogar Hagebuttenwein.
Hier kleine Auswahl von Wildrosen:
Hundsrose
Die Hundsrose (Rosa canina) ist die bekannteste unserer Wildrosen. Sie wächst nahezu überall und blüht bereits Ende Mai. Ihre ungefüllten Blüten bieten Bienen und anderen Insekten reichlich Nektar und Pollen. Ihr dichtes, stacheliges Gestrüpp eignet sich für Vögel als katzen- und mardersicherer Nistplatz. Natürlich wuchert die Hundsrose. Aber sie ist auch so robust, dass man sie mit der Astschere rigoros zusammenschneiden kann, was ihrer Schönheit keinen Abbruch tut, denn sie treibt willig wieder aus und zeigt alsbald neue Blüten. Klar, angenehm ist das gerade nicht, diese stacheligen Triebe herauszuschneiden. Dazu empfehlen sich dicke Lederhandschuhe. Doch ein Haufen dieses stacheligen Schnittguts in einer entlegenen Ecke des Gartens aufgeschichtet, bietet bodenbrütenden Vögeln einen sicheren Nistplatz. Im Winter leuchtet ein reichlicher Hagebuttenschmuck weithin durch den Garten, der im Nachwinter die Vögel ernährt.
Kartoffelrose
Nicht minder bekannt ist die Kartoffelrose (Rosa rugosa). Die ursprünglich in Ostasien beheimatete, im 18. Jh. eingeführte Rose treffen wir häufig an der Nord- und Ostseeküste an, wo sie aufgrund ihres weit verzweigten Wurzelwerks der Befestigung der Dünen dient. Manchmal wird sie auch Apfelrose genannt, doch dieser Name bezeichnet eigentlich eine andere Art: Rosa villosa. Die Blüten der Kartoffelrose verbreiten einen lieblichen Duft. Ihre Hagebutten können an günstigen Standorten fast so groß werden wie kleine Kartoffeln. Diese Größe macht ihre Verwertung in der Küche leichter.
Zimtrose
In der Tat, sie duften nach Zimt, die kleinen, ungefüllten karminrosa Blüten der Zimtrose (Rosa majalis). Sie erscheinen bereits im Mai. Danach entwickeln sich kleine, kugelförmige Hagebutten, die sich im September rot färben. Im Herbst nehmen auch die Blätter der Zimtrose eine rötliche Farbe an.
Hechtrose
Die Hechtrose (Rosa glauca) trägt im Frühsommer kleine rosaviolette Blüten. Ihre Schönheit zeigt sie auch in den bläulich gefärbten Blättern. Im Spätsommer schmückt sie sich mit knallroten, kugeligen Hagebutten.
Schottische Zaunrose
Das Besondere der Schottischen Zaunrose (Rosa rubiginosa) sind vor allem ihre nach Apfelschorle duftenden Blätter. Ihren zartrosa, ungefüllten Blüten im Juni folgen reichlich scharlachrote längliche Hagebutten.
Dies ist nur eine kleine Auswahl unzähliger Hagebutten tragender Rosen. Mit ihrem Fruchtschmuck können sie es, was die Schönheit betrifft, mit den remontierenden Rosen allemal aufnehmen!
Text und Fotos: Wolfram Franke
Fotos: Wolfram Franke und Staudengärtnerei Gaißmayer