Duft

Über die sinnliche Erfahrung mit Pflanzendüften

Nunmehr seit vielen Jahren sind Dieter Gaissmayer und Christian Seiffert, letzterer mit phänomenalem Geruchssinn gesegnet, dem Duft auf der Spur. Bei zahllosen Treffen in der Gärtnerei wurde immer und immer wieder das volle Programm der Stauden durchgeschnuppert - und so zu jeder Jahreszeit und beinahe auch zu jeder Tageszeit den Düften nachgespürt. Voller Begeisterung, wenn es wieder mal eine neue Duftentdeckung zu vermelden gab, oft genug aber auch irritiert, wenn eine längst als gesichert geglaubte Dufterkenntnis plötzlich nicht mehr bestätigt werden konnte. In diesen Fällen fanden die beiden dann leidvoll das flüchtige Wesen der Pflanzendüfte bestätigt und konnten über die einzelnen Parameter rätseln, die das Duftverhalten von Pflanzen bestimmen.

Immer dann aber, wenn man zur rechten Zeit am richtigen Platz ist und eine Pflanze mit der ganzen Fülle ihres Duftvermögens aufwartet, dann sind das Momente der Beglückung, die sich mit Worten nur unzulänglich beschreiben lassen.

Zeugnisse so manchen Dufterlebnisses finden sich hier auf der WebSite wieder. So beispielsweise die betörenden Nachtdufter, die einen Hauch von Exotik im nächtlichen Garten verströmen. Oder die Begegnungen mit Maiglöckchen, Iris, Paeonie und vielen anderen. Es sind Momentaufnahmen ebenso dabei wie auch gestalterische "Duft-Hinweise" im Hinblick auf die Jahreszeiten. In unserem e-Shop haben wir eine umfangreiche Rubrik mit Duftpflanzen zusammengestellt.

Darüber hinaus hat Christian Seiffert gemeinsam mit Dieter Gaissmayer unseren Duftpflanzenkatalog erstellt, aus dem der nachfolgende Textauszug über duftende Primeln entstammt.

Duftende Primel-Vielfalt

Himmelschlüssel! Wer einen solchen Namen trägt, kann eigentlich nur aus Süddeutschland stammen. Doch weit gefehlt: Primula elatior, die Hohe Schlüsselblume, kommt in ganz Europa vor, bis Dänemark, ja bis Sibirien. Vielfach haben sich in dem großen Verbreitungsgebiet Unterarten entwickelt. Die Himmelschlüssel mögen es feucht, wachsen gern in Auwäldern, auf feuchten Wiesen, an feuchten, absonnigen Wiesenhängen.

Im Garten hat diese Staude nur einen Sinn, wenn man von vorn herein die Absicht hat, sie verwildern zu lassen. Wir pflanzen sie unter laubabwerfende Gehölze, an feuchte Gehölzränder, in Rasen im Halbschatten. Ein paar Primeln genügen, sie samen aus und vermehren sich gut, wenn ihnen der Standort gefällt. Ein lehmig-humoser Boden sagt ihnen besonders zu. Unter den vielen Sämlingen findet man häufig Einkreuzungen mit Zuchtformen: Himmelschlüssel mit rosa oder leicht violetten Einfärbungen.

Der Duft der in Oberbayern vorkommenden Himmelschlüssel ist ausgesprochen stark, süßlich fruchtig und frisch. Ein herrlicher Frühlingsduft! Dass man in der Literatur überall die Bemerkung findet, die Hohen Himmelschlüssel duften kaum, wohl aber die Echte Schlüsselblume, Primula veris, das muss wohl mit den Vorkommen dieser Arten in anderen Regionen zu tun haben. Bei uns jedenfalls ist es gerade umgekehrt.

Die berühmte gelbe Alpen-Primel, Primula auricula, mit ihren stark bemehlten Blättern und leuchtend gelben Blüten hat völlig andere Standortansprüche als der Himmelschlüssel. Sie mag mageren aber kalkreichen Humus zwischen Gestein. Sie ist eine ausgesprochene Steingartenpflanze. Ihre Blüten duften angenehm, ähnlich denen des Himmelschlüssels.

Kalkarmen Humusboden im Halbschatten bei feuchter Luft braucht die Etagen-Primel Primula bulleyana. Sie ist chinesischer Herkunft. Mit ihren Ansprüchen an Klima und Boden passt sie wunderbar in einen Rhododendronhain. Die in Etagen übereinander angeordneten Blüten in leuchtendem Orange erscheinen von Juni bis Juli. Die Blütenstiele werden bis 50 cm hoch. Und, Primula bulleyana gehört zu den Duft-Primeln!

Aus Südost-Tibet kommt die Glocken-Primel oder Tibet-Primel Primula florindae. In ihrer Heimat wächst sie auf feuchten Wiesen. Meist in Ermangelung solcher Standorte geben wir ihr bei uns einen halbschattigen, luftfeuchten Platz. Der Boden soll humus- und nährstoffreich sein, aber kalkarm. Auch diese Primel-Art passt darum gut in die Gesellschaft der Rhododendron-Begleitstauden. Die zitronengelben Blüten in ein bis zwei Etagen an bis 80 cm langen Stielen sind trichterförmig und nach unten geneigt. Sie erscheinen von Juni bis August. Als eine Duftsensation wurde uns der abendliche Dreiklang Linde, Jelängerjelieber und Primula florindae geschildert.