Neue Zuordnung von Phlox amplifolia

Phlox amplifolia wurde bis Ende 2021 unter der auf Dr. Hans Simon zurückgehenden Art-Bezeichnung »amplifolia« (Großblatt-Phlox) geführt. Die 2021 abgeschlossene Sichtung des Arbeitskreises Staudensichtung kam jedoch zu der Erkenntnis, dass die als besonders robust eingeschätzten Phlox-amplifolia-Varianten nicht der Art amplifolia zugeordnet werden können.

Wir ordnen unsere ehemaligen Amplifolia-Sorten deshalb nun seit Januar 2022 den Sommer-Phloxen (Phlox paniculata) zu, weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass es sich trotz dieser Korrektur um herausragende, besonders gartenwürdige Sorten handelt, die mit bester Gesundheit, außerordentlich langer und üppiger Blüte, Robustheit und für hohe Phloxe ungewöhnlicher Trockenheitsverträglichkeit erfreuen. Sie gedeihen auch gut im Halbschatten und kommen mit Wurzeldruck benachbarter Stauden und Gehölze zurecht.

Walter Schimana
Gärtner und Züchter durch und durch (1927-2021)

Walter Schimana war Gärtner aus Leidenschaft. Geboren im Jahr 1927 in München, erlebte er Militärdienst, Kriegsgefangenschaft, Hunger und Not. Da war seine Entscheidung, eine Ausbildung zum Gemüsegärtner zu wählen, sicher folgerichtig. Aber mittendrin musste er den Ausbildungsbetrieb wechseln – so wurde er nicht etwa Gurken- und Tomatenzüchter, sondern lernte im neuen Ausbildungsbetrieb seine spätere Frau kennen und entdeckte die Leidenschaft für Wasserpflanzen und Stauden. 1963 gründete er mit Ehefrau Grete seine eigene Staudengärtnerei in Deinigen im schwäbischen Landkreis Donau-Ries, der gerade eben noch zum Bundesland Bayern gehört.

Neben einem vielfältigen Staudensortiment bildeten Wasserpflanzen einen der Schwerpunkte, die er später in einigen in mehrere Sprachen übersetzten Fachbüchern porträtierte. Walter Schimana war unermüdlich züchterisch tätig. Seine Pflanzenbegeisterung ging quer durch die unterschiedlichsten Staudenbereiche: Von Waldrandstauden über diverse Hosta-Neuzüchtungen bis zu Prachtstauden und besonders Wasserpflanzen reichte die Palette seiner Einführungen.

Auch im Ruhestand, der immer ein »Unruhestand« blieb, war er höchst aktiv, gab sein Wissen bereitwillig an Kollegen und Staudeninteressierte in Vorträgen weiter, veröffentlichte Artikel in Fachzeitschriften und schrieb Bücher über Prachtstauden und Wasserpflanzen, aber auch anderen gärtnerischen Themen widmete er sich.

Eine späte Liebe entwickelte er zu den Hohen Sommer-Phloxen. Ganz besonders interessierte ihn das züchterische Potential der Breitblatt-Phloxe (Phlox amplifolia), die sich als weniger anspruchsvoll und deutlich trockenheitsvertäglicher gegenüber den Kultivaren der Hohen Sommer-Phloxe der Paniculata-Gruppe erweisen.

Walter Schimana gelangen einige hochattraktive, gesunde und besonders widerstandfähige Sorten. Als erstes entstanden 'Winnetou' und 'Minnehaha', die wir nach sorgfältiger Prüfung im Mutterpflanzenquartier unserer Gärtnerei im Jahr 2006 einführten. Die für unsere Ohren geheimnisvoll klingenden Namen der Sorten sind auf die Sprache der Ureinwohner Nordamerikas zurückzuführen, also der Heimat der Phloxe. Diese originelle, wenn auch zungenbrecherische Idee griffen wir auf und gaben auch einem besonders attraktiven, gesunden zartrosa Zufallssämling mit dunklem Auge, der in unserer Gärtnerei entstand und 2008 eingeführt wurde, einen indianischen Namen: 'Apanatschi'.

Walter Schimana bereicherte das Sortiment 2011 mit noch vier weiteren wertvollen Sorten: 'Skootekitehi', 'Tecumseh', 'Waupee' und 'Shemeneto'. Letztere wurde – völlig zu Recht wie wir finden – von der ISU (Internationale Stauden Union) im Jahr 2014 mit dem Preis »Hervorragende Neueinführung« geehrt. Seine Züchtungen haben mittlerweile ein großes Publikum gefunden und machen uns und den Gästen unseres Schaugartens jeden Sommer aufs Neue große Freude.

Für sein Engagement wurde Walter Schimana 2017 vom Bund deutscher Staudengärtner mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.

Er starb am 1. Februar 2021 im Alter von 93 Jahren.