Hummelimitator am Silberling

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Der zweijährige Silberling steht in voller violetter Blüte. Vor ein paar Wochen habe ich die gleiche Art aber weißblühend ausgesät, für die Blütezeit 2016. Interessant zu beobachten wird auf jeden Fall sein, ob die gleichen, oder andere Insekten Pollen und Nektar an weißen bzw. violetten Lunaria annua sammeln werden. Denn Violett hat ja eine sehr hohe Anziehungskraft für eine ganze Reihe von Insekten.

Umso mehr wundert mich, dass sich bei den violetten Silberlingen zur Zeit nur ein einziges Insekt sehen lässt, das aber wiederholt und in mehreren Exemplaren. Gibt es Hummeln, die wie Schwebefliegen in der Luft still stehen können? Die wie ein Kolibri vor den Blüten stehen und Nektar saugen? Nein, die gibt es nicht, in der Literatur aber steht so einiges über eine Fliegenart, die einen dichten hummelähnlichen Pelz trägt und fliegerisch äußerst begabt und vielseitig ist.

Der zweijährige Silberling steht in voller violetter Blüte. Vor ein paar Wochen habe ich die gleiche Art aber weißblühend ausgesät, für die Blütezeit 2016.

Der deutsche Name beschreibt sehr treffend das Tier. Es wird Großer Wollschweber genannt, zoologisch Bombylius major, was wiederum die Ähnlichkeit mit der Hummel deutlich macht. Auffallend ist das braune, leicht gelbliche Fell der ca. 1 cm langen Fliege. Ferner große Facettenaugen und ein nach vorn gestreckter etwa 6 mm langer Saugrüssel. Die geschlechtsreifen Tiere ernähren sich von Nektar. Bislang hab ich sie aber immer nur an Lunaria annua gefunden.

Während die ausgewachsenen Wollschweber Vegetarier sind, handelt es sich bei den Larven dieser Gattung um ausgesprochene Fleischfresser. Die gleiche Weise der sich wandelnden Ernährung beobachten wir ja bei den Schwebefliegen, die auch Nektar saugen, deren Larven aber von Blattläusen leben. Der Große Wollschweber ist aber leider nicht auf Blattläuse spezialisiert, sondern auf Solitärbienen, Grabwespen und einige besondere Schmetterlingsarten, wie Eulenfalter.

Die Weibchen legen ihre Eier oder schießen aus der Luft an die Zugänge der Wirtsnester. Aus den manchmal mit Sand beschwerten Eiern schlüpfen Larven, die sich allein in das Nestinnere begeben und dort zunächst vom Futtervorrat des Wirtstieres leben, dann aber von der Wirtstierlarve. Danach überwintert das Tier als Puppe und schlüpft im März.

Welche Insekten da um Beute und Larve gebracht werden können, das haben wir in Jamlitz beobachtet. Dort bohren sich die Sandwespen zwischen Klinkersteine Löcher. Kenntlich durch daneben liegenden kleine Sandhaufen. Dann schleppen die Wespen ein durch Stich narkotisiertes Beutetier, eine Raupe oder Made herbei und versenken es in ihren Bau. Dort dient die Beute zur Nahrung der Sandwespenlarve.

Es ist nicht alles edel und schön in der Natur. Einer ist des Anderen Beute. Aber wenn man den Flug des Großen Wollschwebers beobachtet und zuschaut, wie er schwebend mit seinem langen, geradeaus gestreckten Rüssel Nektar saugt, sich nur mit den vorderen Beinen an der Blüte haltend, dann darf man staunen und empfindet tiefe Hochachtung.

Christian Seiffert
aus Jamlitz und Eresing Seit 2001 experimentiert Christian Seiffert parallel in zwei geographisch weit auseinanderliegenden Gärten: in Oberbayern und in der Niederlausitz, im Land Brandenburg.
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Text und Fotos: Christian Seiffert