Einiges aus der Wunderwelt der Pflanzen

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Wie sensibel Pflanzen auf die Witterung reagieren, das kann jeder Gartenfreund feststellen, der sich Notizen vom Austrieb und dem Blühbeginn seiner Pflanzen macht. Erstaunlich, dass manche Pflanzen sehr heftig auf den Temperaturverlauf reagieren, andere blühen fast auf den Tag genau immer zum gleichen Termin. Sie scheinen sich vor allem nach der Tageslänge zu richten und weniger nach der Temperatur. Was aber z.B. löst die Blüte der herbstblühenden Krokusse aus? Wieso warten sie nicht bis zum zeitigen Frühjahr, sondern blühen jetzt, Ende Oktober? Die Ursache liegt in ihrer Herkunft rund um das Mittelmeer. Nach der langen Trockenzeit von Mai bis September setzt im mediterranen Raum die Regenzeit ein. Damit endet die Ruhezeit der Pflanzenwelt, insbesondere die der Geophyten, die als Knollen oder Zwiebeln die Trockenzeit überdauerten. Auch wenn diese Krokusse sich schon lange in mitteleuropäischer Kultur befinden, ihren Blüh- und Vegetationsrhythmus haben sie beibehalten. Ein Phänomen, das man auch bei südafrikanischen Pflanzen wie z.B. bei Litops (lebender Stein) beobachten kann, der nur dann blüht, wenn er etwas gegossen wurde und die Tage spätherbstlich kurz sind.

Wie vielen äußeren Einflüssen sind Pflanzen ausgesetzt! Das Klima hat gewiss eine sehr entscheidende Rolle. Es sortiert vor, bestimmt, welche Pflanzen überhaupt für eine bestimmte Region infrage kommen. Aber schon durch die Gestaltung des Kleinklimas vermögen wir die Grenzen zu verschieben, eine Mauer, ein Zaun, eine Hecke ermöglichen manchmal die Kultur von mediterranen Pflanzen. Stauden pflanzen wir gewöhnlich nach unserem Empfinden, grob sortiert nach Wildstaudenbereichen und Schmuckstaudenbeeten. Aber können wir wissen, welche physiologischen Wirkungen diese von uns gewählten Nachbarschaften haben? Die Nachbarpflanze wirft Schatten, entzieht Nähstoffe und Wasser, bedrängt unterirdisch mit den Wurzeln. Auch wissen wir heute, dass jede Pflanzenart eine typische Mikroorganismenwelt besitzt. So wie jeder Mensch übrigens auch. Vertragen sich die Bakterien und Pilze der benachbarten Pflanzen? Bekämpfen sie sich oder ergänzen sie sich zum Wohle ihrer Wirtspflanzen?

Ein besonderes Kapitel ist die Qualität des Bodens. Grob wird immer unterschieden zwischen sandigen und lehmigen Böden, zwischen kalkigen, also alkalischen und sauren Böden. Wenn das reichen würde, wäre das Gärtnern ein Kinderspiel. Was ist mit dem Humus und seinen unendlich vielen Bestandteilen? Wie steht es um die Spurenelemente? Wie um die Hauptnährstoffe Phosphor, Kali, Kalk, Magnesium? Man kann natürlich sagen, die Pflanzen wachsen auch, wenn nicht alles optimal ist. Aber was für eine Staude optimal ist, kann für die andere daneben schon nicht mehr stimmen. Boden, Pflanze und die Welt der Mikroorganismen müssen eine Einheit bilden, sich gegenseitig positiv beeinflussen.

Ob wir als Gartenfreunde das so hinbekommen? Wohl kaum. Doch wir können beobachten und mit Freude oder Bedauern feststellen, wie prachtvoll in diesem Jahr bestimmte Stauden gediehen, andere aber nicht. Und wir müssen staunen, wenn es im kommenden Jahr wieder andersherum ist. Klar ist, man darf nicht so schnell in Panik geraten. Denn Ursachen für ein pflanzliches "Fehlverhalten" gibt es eine Menge, wie wir gesehen haben. So ist oft der Witterungsverlauf des Vorjahres ein solcher Faktor. Es kann auch das veränderte Kleinklima sein, weil Gehölze in die Höhe geschossen sind. Oder auch gärtnerische Eingriffe, die immer irgendwelche Folgen haben, positive wie negative, das Jäten kann auch schlechte Folgen haben. Es kann schließlich auch Bodenmüdigkeit sein, wenn die Mikroorganismen ihre Kraft verloren haben.

Christian Seiffert
aus Jamlitz und Eresing Seit 2001 experimentiert Christian Seiffert parallel in zwei geographisch weit auseinanderliegenden Gärten: in Oberbayern und in der Niederlausitz, im Land Brandenburg.
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Text und Fotos: Christian Seiffert