Cistus laurifolius

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Am 3. Juni hatten sich frühmorgens drei Blüten geöffnet, am 9. Juni waren es 120! Ich habe sie gezählt. Nun ist es Zeit, mal etwas von den Zistrosen in Jamlitz zu berichten. Die erste, ein "Import" aus Illertissen lebt schon lange nicht mehr. Sie

hatte einen wunderbaren Platz im Schutz zweier Mauern, wurde aber trotzdem Opfer eines sehr kalten Winters. Aber, ein paar Kinder überlebten! Eines davon pflanzte ich auf das Terrassenbeet, in der Annahme, es würde etwa die Dimension eines größeren Lavendelstrauches annehmen. Weit gefehlt! Heute misst die Zistrose, Cistus laurifolius, 1,20 m in der Höhe und etwa so viel auch in der Breite. Andere Sämlinge noch kleineren Formates stehen an verschiedenen Stellen im Garten, mal mehr in der Sonne, mal mehr im Schatten. Manche davon, im Halbschatten, begannen 4 Tage später zu blühen.

Die Blüten werden mit Begeisterung von den verschiedensten Insekten wahrgenommen. Hummeln, Bienen und Schwebfliegen haben es vor allem auf die Pollen abgesehen. Sie wühlen in den gelben Staubgefäßen herum. Ihnen bleibt auch nicht viel Zeit. Schon am frühen Nachmittag fallen alle Blütenblätter, die große Show hat ein Ende. Sie wird aber am nächsten Morgen fortgesetzt. Und das geht etwa 3 Wochen so weiter, denn die Zahl der Knospen ist noch beachtlich.

Wovon werden die Insekten angelockt? Die großen weißen Blüten? Die dichten gelben Staubgefäße? Der Duft? Für die Menschennase ist der Duft kaum wahrnehmbar. Aber die menschlichen Sinnesorgane sind nicht der Maßstab. Tiere sehen, riechen und hören anders und meist besser als der Mensch. Wer vom Blütenduft enttäuscht ist, der sollte die Blätter reiben und daran riechen. Die Hände werden kleben, aber ein sehr angenehmer balsamisch-harziger Duft steigt auf. Und je heißer der Sommertag, desto intensiver der Duft.

Nun ist Cistus laurifolius nicht das "non plus ultra" der Zistrosen. Für uns ist sie nur so wichtig, weil sie die mitteleuropäische Kälte am besten verträgt. 24 andere Arte kommen im mediterranen Raum und auf den kanarischen Inseln vor, Prächtige Arten, die bei uns nur im Kalthaus gedeihen würden. Einige davon haben nicht nur ästhetische und ökologische Bedeutung. Sie wurden von Alters her auch wirtschaftlich genutzt. Wenn es besonders heiß war, trieben die Alten Griechen ihre Schafe und Ziegen durch die mit Zistrosen durchsetzte Macchia. Die Zistrosen schwitzen ihr Harz aus, und das bleibt in kleinen Klumpen im Fell die Tiere hängen. Ausgekämmt wurde das Harz gesammelt, zum Räuchern und zur Herstellung von duftenden Ölen verwendet. Das Harz wird Labdanum genannt und wird auch heute noch gerne in der Parfumindustrie verwendet.

Wer in der Mittagshitze seine Lorbeerblättrige Zistrose streichelt, kommt auch in den Genuss von Labdanum, wenn auch in abgeschwächter Form. Bessere Ausbeute verspricht die Art Cistus ladanifer, (trägt diese Eigenschaft im botanischen Namen). Sie soll seit einigen Jahren auch bei uns im Freiland gedeihen.

Christian Seiffert
aus Jamlitz und Eresing Seit 2001 experimentiert Christian Seiffert parallel in zwei geographisch weit auseinanderliegenden Gärten: in Oberbayern und in der Niederlausitz, im Land Brandenburg.
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Text und Fotos: Christian Seiffert