Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Die Traditionelle Chinesische Medizin in ihrer heutigen Ausprägung beruht auf Erfahrungswissen und therapeutischen Praktiken, die zum Teil Jahrtausende alt sind. Sie hat im Lauf der Geschichte auch Wandlungen im Verständnis von Erkrankungen und vom Heilen durchgemacht und sie  ist kein einheitliches, nur einem einzigen Prinzip folgendes System der Heilkunde. Es gibt zudem Abwandlungen in manchen fernöstlichen Ländern.
Die bei uns bekannteste Heilungspraxis der TCM ist die Akupunktur. Aber nicht nur sie, sondern auch Therapieformen wie Bewegungsübungen (etwa Qi-Gong), Massagen, eine ausgefeilte Ernährungslehre und eine naturkundliche Arzneimitteltherapie haben inzwischen weltweit Verbreitung gefunden.

Über 80 Prozent der Arzneien und Heilmittel, die in der (modernisierten) TCM eingesetzt werden, sind Aufbereitungen oder Mischungen von Heilkräutern. Manche der Wildformen dieser Kräuter kommen auch bei uns vor, und einige Kulturformen (beispielsweise die Pfingstrose) gehören seit langem zu unseren Gartenpflanzen. Aus den vielen hundert Heilkräutern, die in der TCM eingesetzt werden, bieten wir einige in der Abteilung Kräuter der TCM in unserem Online-Shop an. Manche von ihnen gehören auch zu unserem Standard-Angebot. Inzwischen werden viele bei uns heimische Kräuter von ‚westlichen’ Ärzten, Therapeuten und Heilpraktikern auch gemäß den Grundsätzen von TCM gedeutet und genutzt. Auch einige von diesen Kräutern sind in unser TCM-Sortiment aufgenommen.

Die klassische TCM fußt auf einem grundsätzlich anderen Verständnis von Erkrankungen als unsere moderne ‚westliche’ (Schul-)Medizin. Wesentlich ist die Auffassung, dass Erkrankungen auf ‚Störungen’ im energetischen Zusammenspiel von Organen (Stockungen und Stauungen, ‚Überschüsse’ oder Schwächen einzelner Potenziale) und in der ‚Balance’ von gegensätzlichen inneren Kräften (verschiedenen Dynamiken der ‚Lebensenergie’ Qi, nach dem Prinzip der untrennbaren Polarität von Yin und Yang, der Grundstruktur des gesamten Kosmos) beruhen. Solche ‚Störungen’ in den Zusammenhängen des Gesamtorganismus werden stets in Bezug gesetzt zur Lebenswelt des oder der Betroffenen, nie wird nur ein einzelnes körperliches Symptom beachtet.

Die Wechselbeziehungen

Weil Krankheiten nach diesen Deutungen zumeist von den fehlgesteuerten Wechselbeziehungen zwischen den Funktionskreisen (‚Energien’) von fünf ‚Zang-Organen’ (Herz, Leber, Milz, Lunge, Niere) und fünf ‚Fu-Organen’ (Dünndarm, Gallenblase, Magen, Dickdarm, Blase) ausgehen, wird Heilkräutern nach der TCM auch nie nur eine einzige Wirkungen zugeschrieben. Sie können, je nach Art der krankheitlichen ‚Störung’, auf unterschiedliche Funktionskreise positive Wirkung ausüben. Daher werden auch in der TCM sehr häufig nicht einzelne Kräuter, sondern sorgsam abgestimmte Kräutermischungen verwendet.

Krankheitserscheinungen werden nach der TCM zum einen auf wiederum fünf wesentliche Wirkformen zurückgeführt: Kälte, Hitze, Wind, Trockenheit, Feuchtigkeit. Diese ‚äußeren Faktoren’, die auch gemischt vorkommen können, werden bezogen auf die fünf Grundelemente der chinesischen Weltdeutung: Wasser, Feuer, Holz, Metall, Erde. Deshalb gehört nach TCM zur Charakterisierung eines Heilkrauts meistens die Angabe des ‚Faktors’, auf den sich die Eigenschaften des Krauts beziehen (oft als ‚Temperaturverhalten’ bezeichnet), sowie die Angabe einer der wiederum fünf Geschmacksrichtungen salzig, bitter, sauer, süß, scharf.
Zum anderen werden immer auch die ‚inneren Faktoren’ für ein Krankheitsbild berücksichtigt, also die Emotionen und Affekte. Störungen im Fluss und in der Balance der ‚emotionalen Energien’, also in den inneren Bewegungen des Qi, können zu Krankheitserscheinungen führen. Mit Aufbereitungen von Heilkräutern lassen sich die emotionalen Energien positiv beeinflussen.
Selbstmedikation nach TCM setzt ein fundiertes Wissen über das entsprechende Verständnis einer Krankheit und über die zugeschriebenen Funktionsweisen, Aufbereitungen und Dosierungen von Heilkräutern voraus. In der Regel besitzen das nur besonders ausgebildete TCM-Mediziner, an die man sich wenden sollte. Inzwischen gibt es auch hierzulande spezielle Kliniken, die sich dieser naturkundlichen Medizin widmen – ein gutes Beispiel ist die iTCM-Klinik Illertal, die integrative Traditionelle Chinesische Medizin anwendet.

Kräuterauslesen der BLBP

Importierte chinesische Heilkräuter weisen leider oft hohe Schadstoff-Belastungen auf, vor allem mit Pestiziden. Die Bayerische Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau (abgekürzt BLBP) hat, um Alternativen zu bieten, für eine Reihe von Kräutern der TCM daher in jahrelanger Forschungsarbeit Sorten ausgelesen, die ein Höchstmaß an essenziellen Inhaltstoffen aufweisen und besonders stabil sind.  Wir haben eine Reihe dieser BLBP-Sorten in unsere Auswahl aufgenommen.

Die nachfolgenden Angaben enthalten lediglich Stichworte zu den wichtigsten Charakterisierungen der Heilkräuter nach der TCM. Insbesondere die Wirkungsweise und die Anwendungen der Kräuter – abhängig nicht zuletzt von der Art der Aufbereitung, der Dosierung, der Einnahme oder Applikation – werden in der TCM zumeist sehr vielfältig beschrieben. Mehr als eine Kurzinformation kann hier nicht gegeben werden. Sie bezieht sich ausschließlich auf historische, in der Literatur angegebene Verwendungen. Therapeutische Anwendungen müssen ausgewiesenen Fachleuten überlassen bleiben.

Wir weisen auch an dieser Stelle noch einmal darauf hin, dass zu den TCM-Heilkräutern – wie zu den Heilkräutern der alten europäischen Kräuterheilkunde – auch giftige bis sehr giftige Pflanzen gehören, bei denen sich jede Selbstmedikation verbietet.

Weitere Informationen zur Traditionellen Chinesischen Medizin finden Sie im Blog-Beitrag von Michaela Hinkel.

Zu den Heilkräutern der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)

Bei  unseren Angaben beziehen wir uns auf einschlägige Fachliteratur.
Als ein Standardwerk sei genannt: Rita Traversier/Kurt Staudinger/Sieglinde Friedrich: TCM mit westlichen Pflanzen. Phytotherapie – Akupunktur – Diätetik. Stuttgart: Karl F. Haug 2012