Hyazinthen-Treiberei

Im Herbst kehrt langsam aber sicher Ruhe ein, in unseren Gärten. Doch auch im Winter lässt sich der ein oder andere Blütentraum realisieren. Für rührige Gärtner geht die Saison ja ohnehin nie so richtig zu Ende – der Blick wird nach vorne gerichtet und im Herbst Vorbereitungen für die nächste Saison getroffen. Dazu zählt natürlich das Stecken von Blumenzwiebeln. Die lassen sich aber nicht nur im Garten »verbuddeln«, um im Frühjahr Freude zu bescheren, sondern auch in die gute Stube holen und antreiben.

Neben Tazetten-Narzissen eignen sich Hyazinthen ganz hervorragend für die Treiberei. Und das hat Tradition: Die Hyazinthe war die gefragteste Modeblume des 18. Jahrhunderts und die Treiberei auf Wasser entwickelte sich schnell zur beliebten Kulturform. In der Mitte der 30er Jahre des 18. Jahrhunderts war der Höhepunkt der Hyazinthen-Wertschätzung erreicht, begleitet von Spekulationsgeschäften beachtlichen Ausmaßes – was jedoch der Hyazinthen-Beliebtheit bis weit ins 19. Jahrhundert hinein nur bedingt Abbruch tat. Im deutschen Zentrum der Hyazinthenzucht, Berlin, hat Mitte des 19. Jahrhunderts die rasche Stadtentwicklung zum Verlust von Anbauflächen und damit zum Untergang der Hyazinthenzucht in Deutschland geführt.

Das Interesse an der traditionellen Wassertreiberei von Zwiebeln ging außerdem aufgrund der allüberall präsenten Verfügbarkeit von blühenden Topfpflanzen zunehmend verloren und die Hyazinthengläser verschwanden mehr und mehr aus den Wohnstuben und gerieten in Vergessenheit. Schade, sehr schade! Und so möchten wir uns dieser alten Tradition besinnen und neugierigen Gärtnern ein paar Tipps fürs Treiben an die Hand geben.

Was ist es, das die Treiberei von Hyazinthen so amüsant und spannend macht? Es ist ein herrliches und zugleich so stilles Spektakel, über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg das enorme Wurzelwachstum, den Austrieb und das stetige Wachstum bis hin zum Entfalten der Blüten in allen Einzelheiten mitzuverfolgen. Faszinierend auch, dass man an der Farbe der Zwiebelschalen schon die spätere Blütefarbe erahnen kann und die Zwiebeln für sich schon vor der Blüte eine bunte Gesellschaft abgeben.

Nun aber zur Treib-Anleitung:

Für die Hyazinthen-Treiberei werden am besten sogenannte »präparierte« Zwiebeln verwendet. Aufgrund einer mehrwöchigen Temperaturbehandlung sind diese Zwiebeln in der Lage früher zur Blüte zu gelangen als unbehandelte Zwiebeln. Man kann aber durchaus auch mit nicht präparierten Zwiebeln beachtliche Erfolge erzielen.

Die Zwiebeln werden zum Antreiben auf mit (abgekochtem) Wasser gefüllte Gläser gesetzt. Ganz wichtig zu beachten: Der Zwiebelboden darf dabei keinesfalls direkt mit dem Wasser in Kontakt kommen, da sonst Fäulnisgefahr besteht. Man kann die Zwiebeln auch zuerst auf feuchtem Sand vorziehen und dann erst auf die mit Wasser gefüllten Gläser setzen. Die Hyazinthen zunächst kühl (5 – 9 °C) und dunkel stellen und zwar solange, bis ein wirklich kräftiges Wurzelwachstum erfolgt ist.

Dann holt man die Gläser ins Helle, sollte sie aber möglichst nicht zu warm stellen. Mit schmucken Antrieb-Hütchen werden die Triebe anfangs noch vor allzu viel Licht geschützt und erst nach und nach an die Helligkeit gewöhnt. Das Hütchen kann entfernt werden, wenn es vom Austrieb der Hyazinthen in die Höhe geschoben wird. Und dann geht es so richtig los! Von Tag zu Tag schieben sich Blätter und Knospen höher empor, bis sich – etwa acht Wochen nach Beginn der Treiberei – ein bunter Blütenreigen auf der Fensterbank entfaltet, der über so manch trüben Wintertag hinwegtröstet! Und der Duft des Frühlings liegt in der Luft!

Verdunstetes Wasser muss natürlich von Zeit zu Zeit nachgefüllt werden, das ist in der Regel aber erst dann der Fall, wenn die Triebe sich in die Höhe recken. Ansonsten bedarf es keinerlei Pflege. Ganz unkompliziert also!

Zwei Tipps aber dennoch: Die Blüte hält sich besonders lange, wenn Hyazinthen an einem vergleichsweise kühlen Ort stehen oder zumindest über Nacht etwas kühler gestellt werden. Und: Nach der Blüte lassen sich die Hyazinthen in den Garten umsiedeln. Dabei bitte nicht das Laub entfernen. Um neue Kräfte schöpfen zu können, muss die Pflanze Photosynthese betreiben können.

Natürlich lassen sich Hyazinthen auch ganz gewöhnlich in mit Erde gefüllten Gefäßen antreiben. Das Prozedere ist im Prinzip das gleiche (ab und zu ans Gießen denken) – man wird jedoch um das grandiose Schauspiel des Wurzelwachstums gebracht!




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